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Khobar/Riad - Einen Tag nach der Beendigung der blutigen Geiselnahme in Saudi-Arabien sind bei der Fahndung nach den flüchtigen Geiselnehmern in der saudiarabischen Stadt Khobar zwei Verdächtige festgenommen worden. Ihnen werde die Verbindung zu terroristischen Kreisen zur Last gelegt, teilte die Polizei gestern Abend mit.

Anführer gefasst

Vier Angreifer hatten am Samstag zunächst Ölfirmen und dann eine von Ausländern bewohnte Anlage in Khobar besetzt und Dutzende Menschen als Geiseln genommen. Saudi-arabische Spezialeinheiten entschlossen sich am Sonntagmorgen nach rund 25 Stunden zur Stürmung der Wohnanlage "Oasis". Dabei wurde der Anführer der Extremisten gefasst.

22 Menschen starben

Laut Innenministerium in Riad wurden 22 Menschen - ein US-Amerikaner, ein Brite, ein Italiener, acht Inder, drei Filipinos, drei Saudi-Araber, ein Schwede, ein Südafrikaner, ein ägyptischer Bub und zwei Personen aus Sri Lanka - getötet. Ob sie bei dem Überfall selbst oder bei der anschließenden Geiselnahme getötet wurden, war zunächst unklar. Sieben Sicherheitskräfte kamen bei dem Einsatz ums Leben. Außerdem seien 25 Menschen unterschiedlicher Nationalität verletzt worden. Die Sicherheitskräfte befreiten nach Angaben des Innenministeriums 41 Geiseln.

Zeitweise 250 Geiseln

Befreite Geiseln hatten zuvor berichtet, die Entführer hätten mehreren Gefangenen die Kehle durchgeschnitten, als sie zu fliehen versucht hätten. Die Terroristen hielten zeitweise nahezu 250 Menschen in ihrer Gewalt.

In einer im Namen der El-Kaida-Organisation Osama Bin Ladens veröffentlichten Mitteilung im Internet bekannte sich die Gruppe zu der Tat in Khobar. Darin hieß es, die arabische Halbinsel solle von "Ungläubigen gesäubert werden". Ein Japaner, ein Schwede und ein Italiener seien "geschlachtet" worden. Die Hinrichtung des italienischen Kochs sei "ein Geschenk" für Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi, der seine Truppen aus dem Irak nicht abziehen will, hieß es in einem Bekennerschreiben von El-Kaida.

Drohung von El-Kaida-Chef

In einer angeblich vom El-Kaida-Chef in Saudi-Arabien, Abdulaziz al-Mukrin, stammenden Tonbanderklärung wurde zudem damit gedroht, dieses Jahr werde für Saudi-Arabien ein "blutiges und elendes" werden. Er warf der Regierung in Riad vor, sie versorge "Amerika mit Öl zu Billigpreisen nach dem Wunsch ihrer Herren, damit deren Wirtschaft nicht zusammenbricht". Al-Mukrin hatte vergangene Woche zu einem Guerillakrieg in Saudi-Arabien aufgerufen.

Arabische Staats- und Regierungschefs verurteilten die Tat. Der führende saudi-arabische Geistliche, Scheich Abdulaziz bin Abdullah el Sheikh, bezeichnete die Extremisten als Marionetten in der Hand von Feinden des Landes. "Die Mörder werden von Menschen kontrolliert, die unseren Glauben und unsere Sicherheit angreifen", zitierte die Zeitung al-Hayat den Geistlichen. Der saudische Kronprinz Abdullah hatte nach dem Überfall am Samstag angekündigt, die Extremisten zu "vernichten".

Im vergangenen Jahr sind bei Anschlägen auf Wohnkomplexe für Ausländer in Riad bereits mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen. (AFP, Reuters, dpa, AP, DER STANDARD, Printausgabe 1.6.2004)