Rom - Parmalats Insolvenzverwalter, Enrcio Bondi, startet mit der Veräußerung der Tourismusfirma Parmatour und ihrer Töchter. Bis Ende Juli haben interessierte Gesellschaft Zeit, bei Bondi ihr Angebot für Parmatour einzureichen. Parmatour kontrolliert unter anderem Reisebüros und Feriendörfer. Parmatours enorme Verschuldung hatte im vergangenen November den Skandal um den italienischen Nahrungsmittelgiganten ins Rollen gebracht.

Am kommenden Freitag ist ein Treffen zwischen Bondi und den Gläubigern des Milchproduzenten vorgesehen. Bondis Idee ist es, den Konzern völlig neu zu gründen und die wichtigsten Gläubiger zu Aktionären dieser so genannten "Newco" zu machen. Voraussichtlich werde Bondi - falls die Gläubiger zustimmen - den Rettungsplan bis Mitte Juni der Regierung präsentieren, hieß laut italienischen Medien. Der Plan sieht zudem vor, dass nicht mehr eine einzige Person gleichzeitig Präsident und Geschäftsführer des Konzerns sein darf. Auch Tochterfirmen in Steuerparadiesen soll es künftig nicht mehr geben.

Ermittlungen auf Hochtouren

Kommende Woche wird Bondi mit den Gewerkschaften von Parmalat zusammentreffen. Die Arbeitnehmerorganisationen drängen darauf, dass das Personal über die Verhandlungen über die Zukunft des Milchkonzerns informiert wird. "Die Neustrukturierung Parmalats darf nicht über unsere Köpfe hinweg erfolgen", meinten die Gewerkschaften.

Inzwischen laufen die Ermittlungen um die Insolvenz von Parmalat auf Hochtouren. Die beiden Staatsanwältinnen von Parma, Silvia Cavallari und Antonella Ioffredi, die seit Dezember die Untersuchungen um die Pleite des Milchkonzerns führen, werden am Dienstag in New York erwartet, wo sie mit Funktionären der Börsenaufsichtsbehörde SEC zusammentreffen werden. Am kommenden Freitag beginnt in Manhattan der Prozess gegen den Parmalat-Gründer, Calisto Tanzi, dem die SEC Betrug vorwirft.

Die SEC hat in den USA Zivilklage gegen die von Tanzi kontrollierte Parmalat Finanziaria wegen Betrugs eingereicht. Parmalat habe Investoren in den USA dazu veranlasst, Anleihen und andere Wertpapiere im Wert von mehr als 1,5 Mrd. Dollar (1,2 Mrd. Euro) zu kaufen, während Tanzi "eine der größten und unverschämtesten unternehmerischen Finanzbetrügereien der Geschichte" durchgeführt habe, hieß es.

Die Parmalat-Gruppe war Ende vergangenen Jahres für insolvent erklärt worden, nachdem ein Finanzloch in Milliardenhöhe bekannt geworden war. Die Verschuldung wird auf rund 14,8 Mrd. Euro geschätzt. Bis zum Herbst hofft Bondi, das Unternehmen wieder an die Mailänder Börse zu bringen, von der es im vergangenen Dezember suspendiert worden war. (APA)