Berlin - 60 Jahre nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 will das Stück "Stauffenberg - Die Tragödie des 20. Juli 1944" von Autor David Sternbach erfragen, "welches Erbe der gescheiterte Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg nachfolgenden Generationen hinterlassen hat". So lautete zumindest der selbst formulierte Anspruch des eigens für diese Produktion gegründeten Schauspiel-Ensembles "DiVision 20-7" unter Regisseur Klemens J. Brysch. Doch das am Sonntag im Berliner Schiller Theater uraufgeführte Stück fand beim Publikum nur wenig Anklang.

Das komplizierte Thema wird in einer holzschnittartigen Nummernfolge nur schwach beleuchtet: Personifizierte innere Stimmen Stauffenbergs treten auf und ein Chor sinniert über Fragen von beispielsweise Macht, Vergebung und Hoffnung. Die Auseinandersetzung mit dem Unbewussten geschieht überwiegend in einem hohen lyrischen Ton. Der Inszenierungsstil schwankt wild zwischen Groteskem, Elementen antiker Tragödien, Slapstick, Musical, Revue, Agitprop und Kammerspiel.

Pappige Witzfiguren

Akustische und technische Probleme - das Orchester übertönte meist den Gesang, Video-Einspielungen funktionierten mitunter nicht - erschwerten das Verständnis des ohnehin sperrigen Abends. Vieles mutet rätselhaft an, etwa die Tatsache, dass Hitler, Himmler, Goebbels und Göring ausschließlich als pappige Witzfiguren vorgeführt werden, oder weshalb das Attentat durch eine Karnevalsbombe voller Luftschlangen symbolisiert wird. Nach der Pause hatten sich die Reihen im Zuschauerraum deutlich gelichtet. Zum Schluss gab es kurzen, verhaltenen Höflichkeitsbeifall, der von einigen Buh-Rufen durchsetzt war.

Sternbach betrachtet Stauffenbergs Handeln aus dem Blickwinkel der psychoanalytischen Theorien C. G. Jungs. Dem folgend, ist nicht der Ausgang des Attentats entscheidend, ob Gut oder Böse siegt, sondern dass "das Fest des Lebens triumphiert", wie es im Stück heißt. Der Stauffenberg (Robert Wolfram) auf der Bühne ringt denn auch vor allem mit inneren Zweifeln, die sein eigenes Ich betreffen.

Frank Bsirske, Vorsitzender der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, hat die Schirmherrschaft für das von diversen Institutionen, wie "Stiftung Neue Kultur Berlin e. V." und "BundeswehrVerband", unterstützte Projekt übernommen. Geplant sind Aufführungen an historischen Schauplätzen, so am 20. Juli am Ort des Hitler-Attentats im ehemaligen Führerhauptquartier in der Wolfschanze im heutigen Polen und am Gelände des einstigen Gestapo-Hauptquartiers in Berlin, dem heutigen Dokumentationszentrum "Topographie des Terrors". (APA/dpa)