Jena - Der jahrelange Streit zwischen Deutschland und Russland über die "Beutekunst" könnte nach dem Vorschlag eines Jus-Professors aus Jena schon bald mit einem Kompromiss entschärft werden. Der Rechtsexperte Olaf Werner schlägt die Schaffung einer deutsch-russischen Stiftung mit Sitz in Weimar und St. Petersburg vor. "Damit wahren beide Länder ihr Recht", sagte er in einem dpa-Gespräch. "Die Russen und Deutschland geben das Eigentum in die Stiftung."

Die Kunstgegenstände könnten über die Stiftung an ihren Ursprungsort zurückkehren. "Es kommt an die alte Stelle, eventuell bei den Prestigeobjekten mit dem Hinweis, dass es Eigentum der Stiftung ist", sagte der Jurist. Gegenstände wie das Schliemann-Gold könnten als Dauergabe der Stiftung in Berlin ausgestellt werden.

Kopien

Der Jurist befürchtet, dass einige der etwa 4,5 Millionen betroffenen Kunstgegenstände für die Nachwelt verloren gehen und vermodern. "Manches ist in drei bis vier Jahren nicht mehr reparabel." Das könnte gerettet werden. Er vermute auch, dass einige Objekte durch Kopien ausgetauscht wurden. In Deutschland lagerten etwa 1.500 Kunstgegenstände aus Russland, davon viele in Privathand. "Die Gegenstände, über die man sich nach wie vor streitet, bleiben in der Stiftung", schlägt der Professor für Zivilrecht und Bürgerliches Recht vor. Auf einer "Beutekunst"-Tagung im Oktober in Weimar will er das Modell vorstellen.

Das umstrittene russische "Beutekunst"-Gesetz erklärt die 1945 auf Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht verschleppten deutschen Kulturgüter zu russischem Eigentum. Deutschland wertet das Gesetz als Bruch des Völkerrechts. Der Jenaer Professor zeigte sich enttäuscht über die Verhandlungen. Deutschland habe einen völkerrechtlichen Rückgabeanspruch. "Den kann man aber nicht vollstrecken." (APA/dpa)