Wien/London - Nach drei aufeinander folgenden Jahren mit Rückgängen werden sich die weltweiten Direktinvestitionen 2004 wieder erholen, geht aus einer Studie der Forschungsabteilung der britischen "Economist"-Gruppe, Economist Intelligence Unit (EIU), hervor. Asien werde in den kommenden fünf Jahren seine Position als Hauptempfänger von ausländischen Direktinvestitionen unter den Entwicklungsländern weiter ausbauen können. Großbritannien werde es jedoch kaum schaffen, seinen früheren Anteil am weltweiten Investitionskuchen wieder zu erreichen.

2003 sind die weltweiten Direktinvestitionen auf schätzungsweise 575 Mrd. Dollar (470 Mrd. Euro) zurück gegangen - das entspricht einem Minus von 12 Prozent gegenüber 2002 und einem Minus von 60 Prozent gegenüber dem Rekordjahr 2000. Der Rückgang im dritten Jahr in Folge sei überraschend gekommen, zumal Experten zumindest mit einem ausgeglichenen Niveau bei den weltweiten Investitionsflüssen gerechnet haben, so die Studie. Die Auswirkungen des Irak-Krieges, anhaltender Terrorismus und eine langsamere Privatisierung in vielen Schwellenländern hätten sich negativ auf die Direktinvestitionen ausgewirkt.

Erholung der Mittelzuflüsse in die USA

Der schwache US-Dollar und ein starkes Wirtschaftswachstum führten 2003 dagegen zu einer Erholung der Mittelzuflüsse in die USA, die ihre Position als Hauptempfängerland nun wieder für sich in Anspruch nehmen können. In den nächsten fünf Jahren werde ein Fünftel aller weltweit getätigten Investitionen in die USA fließen, prognostiziert EIU.

Im Gegensatz dazu fielen im Vorjahr die Direktinvestitionen nach Großbritannien mit 14,5 Mrd. Dollar in den Keller und machen nur noch 5 Prozent der Mittelzuflüsse in die EU aus. "Unsere Analysen zeigen, dass Großbritanniens Stellung außerhalb des Euro-Raumes bei den Direktinvestitionen dem Land bitter zu stehen kommt", so Daniel Franklin vom EIU.

Ende der dreijährigen "Durststrecke"

Die britischen Experten gehen davon aus, dass die weltweiten Direktinvestitionen heuer wieder an Fahrt gewinnen werden. Die sei auf eine erstarkte Weltwirtschaft, steigendes Vertrauen der Investoren und dem Ende der dreijährigen "Durststrecke" bei grenzüberschreitenden Fusionen zurückzuführen. Drei Viertel der 500 für diese Studie befragten Unternehmen wollen während der nächsten fünf Jahre wieder mehr an ausländischen Investitionen tätigen als in der Periode 1999 bis 2003.

Die Studie geht davon aus, dass sich das Niveau an weltweiten Direktinvestitionen 2004 auf 755 Mrd. Dollar erhöht, was einem Plus von 30 Prozent gegenüber 2003 entsprechen würde. 2008 könnten die Mittelflüsse dann in Richtung 1.200 Mrd. Dollar klettern und damit wieder in die Nähe des Rekordwertes von 1999/2000 kommen.

Nichts desto trotz sehen die britischen Forscher auch eine Reihe von Risiken, die die Erholung bei den Direktinvestitionen beeinträchtigen könnten. An oberster Stelle steht dabei das geopolitische Risiko. Die internationale politische Zusammenarbeit, eine vitale Voraussetzung für steigende Direktinvestitionen, sei durch den Irak-Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen worden, heißt es im Bericht. Globalisierung und Erholung der weltweiten Investitionsflüsse könnten daher bedroht werden, wenn die Spannungen im Mittleren Osten oder andere Auseinandersetzungen zu einem Rückschritt in Richtung Regionalismus oder Protektionismus führen.(APA)