Port-au-Prince - Eine UNO-Stabilisierungstruppe hat am Dienstag offiziell ihren Einsatz in Haiti begonnen. Bei einer feierlichen Zeremonie in der Hauptstadt Port-au-Prince übernahm der Kommandant der UN-Truppen, der brasilianische General Augusto Heleno Ribeiro Pereira, das Kommando von der bereits im Karibikstaat stationierten Truppe unter Führung der USA. Haiti stehe vor großen Problemen, hieß es in einer Botschaft von UNO-Generalsekretär Kofi Annan, die während der Feier verlesen wurde. Recht und Ordnung müssten wieder hergestellt werden und Arbeitsplätze seien rar. Die UNO werde sich dafür einsetzen, die "Lebensfähigkeit" Haitis zu erhalten, versicherte Annan.

Der haitianische Regierungschef Gerard Latortue, der zusammen mit Übergangspräsident Boniface Alexandre an der Zeremonie teilnahm, dankte der Weltorganisation für ihre Hilfe. "Unsere Arbeit wird sehr schwierig, aber wir sind hier, um diese schwierige Situation zu überwinden", sagte der brasilianische General Pereira der Nachrichtenagentur AFP.

Etwa 6.700 Blauhelmsoldaten und mehr als 1.600 UN-Polizisten sollen bis Juni in Haiti stationiert werden, um die Sicherheit in dem verarmten und instabilen Landes zu gewährleisten. Etwa 30 Länder werden sich an der UN-Mission zur Stabilisierung Haitis (MINUSTAH) beteiligen, darunter auch Chile und Kanada. Beide Länder haben im Rahmen der US-geführten Truppe bereits Soldaten in Haiti stationiert. Frankreich und die USA werden ihre Kontingente hingegen abziehen. Die multinationale Truppe war nach dem Sturz von Präsident Jean Bertrand Aristide Ende Februar zur Sicherung des Landes eingesetzt worden.

Im Gegensatz zum UNO-Einsatz in Haiti zwischen 1995 und 2000 sind die Blauhelmsoldaten diesmal mit einem so genannten robusten Mandat nach Kapitel 7 der UN-Charta ausgestattet. Das heißt, sie dürfen auch von Waffen Gebrauch machen. Nach den bürgerkriegsähnlichen Unruhen, die unter dem Druck von USA und Frankreich zu Aristides Entmachtung führten, wurde Haiti in den vergangenen Tagen zusätzlich durch eine Hochwasserkatastrophe schwer getroffen, bei der nach Behördenangaben mehr als tausend Menschen starben. (APA)