Im Katastrophengebiet von Haiti sind laut UN-Angaben Tausende Menschen in Gefahr, weil die US-geführte multinationale Truppe ihre Hilfsflüge einstellen will. Vor Ankunft einer UN-Mission plane die Truppe nur noch einen letzten Hubschrauberflug, sagte Guy Gauvreau vom Welternährungsprogramms (WFP) am Montagabend in Port-au-Prince.

Damit seien 10.000 Familien in der Region um Mapou im Südosten Haitis in Not. Die Truppe mache geltend, dass sie kein Mandat für die Transporte habe. Sie war nach dem Sturz von Präsident Jean Bertrand Aristide zur Sicherung des Landes eingesetzt worden

Der WFP-Vertreter beklagte, dass die Verantwortlichen der Truppe nicht mehr von einer Notlage ausgingen. Seiner Ansicht nach sind noch "zwei bis drei Monate" humanitäre Hilfe notwendig. Rund hundert Tonnen Medikamente und Lebensmittel müssten in das Überflutungsgebiet geschickt werden.

Dem Kanadier zufolge muss das WFP nun Helikopter - für umgerechnet 246.000 Euro pro Woche - mieten. Die Organisation müsse dann entscheiden, ob sie das Geld für Lebensmittel oder für die Hubschrauber ausgebe.

Warnung vor Hurrikan

Der Generalstabschef der multinationalen Truppe, US-Oberst Glen Sachtleben, hatte erklärt, die Sicherheitskräfte hätten auf die "dringendsten Bedürfnisse" in Mapou und Fonds-Verette reagiert. Es gebe aber nicht genügend Hubschrauber, um die gesamte Region zu evakuieren.

Zugleich warnte Sachtleben, der Beginn der Hurrikan-Saison am Dienstag könne die Lage verschärfen. "In den kommenden 30 Tagen wird es eine weitere Krise geben."

Durch die Flutkatastrophe kamen laut jüngsten Angaben fast 1500 Menschen ums Leben; davon mehr als 1000 auf der haitianischen Seite und rund 400 in der Dominikanischen Republik. (AFP/DER STANDARD; Printausgabe, 2.6.2004)