In Vorarlberg leben knapp 30.000 Muslime. "Die Menschen wissen zu wenig über uns, wir müssen uns stärker öffnen", erkannte der Islamische Verein Mevlana und lud zum "Tag der offenen Moschee".

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Die Moschee an der Sägerstraße hat nichts Orientalisch-Üppiges. Der abgenutzte Gewerbebau grenzt an Hauptverkehrsstraße und Supermarktparkplatz, das triste Äußere lässt nicht auf das spirituelle Innenleben schließen. Normalerweise nehmen die wenigsten Passanten wahr, dass sie dort an einer der 28 Vorarlberger Moscheen vorbeigehen.

Openair-Bazar

Ganz anders war es heuer an den Pfingstfeiertagen. Da wurde der Supermarktparkplatz zum bunten Bazar. Doch nicht kommerzielles Treiben war angesagt. Info- und Essstände lockten und verführten zum Informieren über den Islam. Führungen durch die Moschee sollten helfen, Vorurteile abzubauen.

Die Frauen und Jugendlichen des islamischen Vereins Mevlana hatten den Vorstand überzeugt, dass es an der Zeit sei, "unsere Kultur zugänglich zu machen". Denn in der alltäglichen Begegnung, am Arbeitsplatz, beim Einkaufen oder auf Spielplätzen habe man zu wenig Gelegenheit, einander kennen zu lernen. So wurden Stände und Zelte aufgebaut, zur "Reise für alle Sinne" durch den Islam und die Türkei

so mancher Besucher erkennt Parallelen

"Ich habe türkische Kolleginnen und Kollegen in der Firma, aber ich weiß eigentlich nichts über ihre Religion", sagt eine Fabrikarbeiterin. Das Begrüßungsgeschenk in Händen, eine Rose, lauscht sie interessiert den Ausführungen einer jungen Studentin, die wortreich die Friedfertigkeit des Islam darstellt. Wenige Schritte weiter wird von Frau zu Frau über das Tragen von Kopftüchern diskutiert. Ein Vorarlberger Ehepaar, das auf mehreren Türkeireisen seine Sympathie für Land und Leute entdeckte, lässt sich in die Geheimnisse des Sufismus, der islamischen Mystik, einweihen.

Wie Muslime beten, erfahren die Besucher bei der Führung durch die Moschee. Frau Bloess, eine polyglotte Pensionistin, ist gekommen, weil sie "nicht verstehen kann, dass Menschen Angst vor etwas haben, das sie nicht kennen". Metin Tetik, 24-jähriger Werkzeugmechaniker, zeigt den Gebetsraum, erzählt über die rituellen Waschungen, Salah, das Gebet, das fünfmal täglich verrichtet werden sollte.

"Wie geht denn das bei der Arbeit oder in der Schule?" "Gar nicht", lacht Tetik, "darf man aber nachholen, wenn man Gelegenheit hat." Metin Tetiks Verein hat 200 Mitglieder. Zum regelmäßigen Gebet kommt nur ein Bruchteil.

Die meisten kämen zu den zwei wichtigen Feiertagen. Da erkennt so mancher Besucher Parallelen: "Wie bei uns, da geht man auch nur mehr zu Weihnachten in die Kirche." (jub/DER STANDARD; Printausgabe, 2.6.2004)