Frankfurt/Main - Der Chef der deutschen Wirtschaftsweisen, Wolfgang Wiegard, hat angesichts der hohen Ölpreise vor Hysterie gewarnt und sich gegen eine Senkung der Ökosteuer ausgesprochen. Der "Berliner Zeitung" (Mittwochausgabe) sagte Wiegard, dass die Ölpreisentwicklung natürlich "ein gewisses Risiko" für die Konjunktur darstelle.

"Modellgestützte Berechnungen", nach denen ein anhaltend hoher Ölpreis das Bruttoinlandsprodukt möglicherweise um einen Viertelprozentpunkt pro Jahr absenke, seien aber "mit Vorsicht zu genießen".

"Deshalb sollten wir jetzt nicht gleich in eine neue Hysterie verfallen", zitierte das Blatt Wiegard. Vor nicht allzu langer Zeit sei die Wechselkursentwicklung als Bedrohung empfunden worden, jetzt sei es die Ölpreisentwicklung.

Nicht durch Steuersenkung reduzierbar

"Ganz falsch wäre es meines Erachtens, mit hektischen Maßnahmen zu reagieren und etwa die Ökosteuer zu senken", erklärte der Wirtschaftsweise: "Die steigenden Preise signalisieren eine zunehmende Ölknappheit, die sich nicht dadurch beseitigen lässt, dass die Ökosteuer reduziert wird."

Der Chemnitzer "Freien Presse" (Mittwochausgabe) sagte Wiegard, dass erst ein Ansteigen des Ölpreises um zehn Dollar je Barrel über vier Quartale das Wirtschaftswachstum in den beiden folgenden Jahren um rund 0,25 Prozent geringer ausfallen lasse.

Sparsame Motoren

Derselben Zeitung sagte das Mitglied des Sachverständigenrates für Umweltfragen, Martin Jänicke, jetzt müssten schnell sparsamere Motoren entwickelt werden. Das Drei-Liter-Auto sei längst nicht das Ende der Fahnenstange, zitierte die "Freie Presse" Jänicke.

Der Chefvolkswirt der WestLB, Ulrich Hombrecher, sagte im Gespräch mit dem "Handelsblatt" (Mittwochausgabe), auch wenn der Ölpreis über Monate auf heutigem Niveau bliebe, fiele der Dämpfer für die Wirtschaft noch moderat aus. Steige der Preis aber deutlich und nachhaltig über das heutige Niveau hinaus, dann "haben wir ein riesiges Problem". (APA)