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Der 1.446 Meter hohe Snaefellsjökull

Foto: Archiv
"Steig hinab in den Krater des Sneffels Yocul, welchen der Schatten des Skartaris vor dem ersten Juli liebkoset, kühner Wanderer, und Du wirst zum Mittelpunkt der Erde gelangen." Diese Botschaft, die der kauzige Professor Lidenbrock einem verschlüsselten Text aus alt-isländischen Runen entlockt, ist im Roman von Jules Vernes Ausgangspunkt für eine fantastische "Reise zum Mittelpunkt der Erde". Wer den Snaefellsjökull im Westen Islands besteigt, kann zumindest in den erloschen Krater blicken, der den Science-Fiction-Schriftsteller im Jahre 1864 inspirierte.

Die Vulkanlandschaft Islands ist faszinierend in ihrer Einzigartigkeit. Es gibt hier Strände aus pechschwarzem Sand und bizarre Felsformationen aus erkalteter Lava, in deren Spalten Papageientaucher und arktische Flussseeschwalben nisten. Geysire, brodelnde Thermalquellen und heiße Dämpfe weisen auf anhaltende seismische Aktivitäten unter der Erdoberfläche hin, Gletscher und Eisberge wiederum zeugen von der Nähe des Polarkreises. Die beste Reisezeit für diese Insel aus Feuer und Eis ist die Zeit der Sonnenwende Ende Juni, wenn es niemals dunkel wird.

Den 1.446 Meter hohen Snaefellsjökull besteigt man im Sommer am besten erst am späten Abend, wenn der Schnee auf dem Gletscher fester ist und in der tief liegenden Sonne nicht mehr blendet. Um etwaige Gletscherspalten zu umgehen, muss man sich strikt an die Spur der Schneemobile halten. Diese werden in den umliegenden Ortschaften Olafsvik und Arnarstapi für Touren angeboten, bei denen der Gipfel genau um Mitternacht erreicht wird. Die untergehende Sonne, die lediglich für etwa zwei Stunden unter dem Horizont verschwindet, taucht den Krater dann in ein besonders gespenstisches Licht.

Schneemobiltouren sind auch eine Attraktion auf dem Vatnajökull, dem größten Gletscher Europas. An seinem Fuß lohnt sich eine Wanderung durch den Nationalpark Skaftafell. Hier befindet sich der Svartifoss mit seinen schwarzen Basaltsäulen - einer der vielen grandiosen Wasserfälle, die die Landschaft Islands prägen. Der höchste mit 196 Metern ist der Glymur östlich von Akranes, der mächtigste ist der gut zwei Kilometer breite und 32 Meter hohe Kaskadenwasserfall Gullfoss nordöstlich von Reykjavik.

Unweit dieser Naturschauspiele liegt die kleine Ortschaft Thingvellir. Der Name bedeutet Volksversammlung, denn hier tagte von 930 an das älteste noch existierende Parlament der Welt. Das isländische Althing zog erst Mitte des 19. Jahrhunderts in die heutige Hauptstadt Reykjavik. Neben seiner historischen Bedeutung bietet Thingvellir eine geologische Besonderheit: Hier befindet sich die Bruchstelle des mittelatlantischen Landrückens, wo die eurasische und die nordamerikanische Kontinentalplatte langsam auseinander driften. Beim Überqueren der Felsspalten kann man also zwischen zwei Kontinenten hin und her pendeln.

Reykjavik ist die nördlichste, kleinste und wohl auch sauberste Hauptstadt der Welt, die sich auch in ihrem nordischen Baustil von anderen Metropolen abhebt. In ihrem Umkreis lebt etwa die Hälfte der knapp 270.000 Isländer. Die örtliche Versorgung mit Strom, Warmwasser und Fernwärme kommt zu einem Großteil aus dem geothermalen Kraftwerk von Grindavik. Die daran angeschlossene Therme, die Blaue Lagune, bietet die Möglichkeit zum Baden, wobei dem fast 40 Grad warmen Wasser eine heilende Wirkung bei Schuppenflechte zugeschrieben wird.

So gigantisch wie die Landschaft Islands sind allerdings auch die Preise für Unterkunft und Verpflegung. Am billigsten reist man, wenn man einen Schlafsack mitnimmt, denn viele Hotels und Gästehäuser bieten Zimmer mit unbezogenen Betten an. Außerordentlich teuer sind Mietautos, zumal ein Kleinwagen die ungeteerten Straßen im Landesinneren kaum bewältigen kann. Besser reist man dorthin mit öffentlichen Bussen.

Am günstigen essen kann man in den Grillrestaurants an Tankstellen, die zwar kaum Atmosphäre, dafür aber durchaus akzeptable Speisen offerieren. Und wem die Alkoholpreise zu astronomisch erscheinen, der muss halt vorübergehend zum Abstinenzler werden. Belohnt wird man allemal von den einzigartigen Naturschönheiten dieser ungewöhnlichen Insel und von der Freundlichkeit ihrer Bewohner. (apa)