Hamburg - Der frühere Testesser der französischen Feinschmeckerbibel "Guide Michelin", Pascal Remy, hat der Kochkunst im Land der Gourmets ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Die französische Haute Cuisine sei "auf blendendem Niveau erstarrt", sagte Remy dem deutschen Magazin "Stern" zufolge. Zwar produzierten Küchenstars wie Alain Ducasse in ihren Kochschulen Könner "am Fließband", aber es sei "eine sterile Küche, ohne Seele", wird er in einem Vorabbericht vom Mittwoch zitiert.

"Jedes dritte der 27 französischen Drei-Sterne-Restaurants ist zu gut bewertet", sagte Remy den Angaben zufolge. Aus Hochmut blickten französische Köche zu wenig ins Ausland, dabei sei "doch interessant, was sich in Spanien, sogar in England tut". So seien auch viele Franzosen, die nach Deutschland führen, über die hohe Qualität beispielsweise der badischen Küche verblüfft.

Remy war Anfang des Jahres beim "Guide Michelin" entlassen worden, weil er in einem Buch die Testmethoden kritisiert hatte. Beispielsweise hatte er erklärt, es würden immer weniger Testesser eingesetzt - an der Ausgabe 2003 seien nur fünf Personen zur Bewertung der 3.800 Restaurants in Frankreich beteiligt gewesen. Außerdem gebe es "Unberührbare" wie die Kochlegende Paul Bocuse, schreibt Remy in seinem Buch "L'inspecteur se met a table" (Der Inspektor setzt sich zu Tisch). (APA)