Wien - Eigentlich war man in Österreich "viel zu spät dran", als 2001 die Abteilung für Fotografie an der Universität für Angewandte Kunst eingerichtet wurde, findet Gabriele Rothemann, die den Lehrstuhl für künstlerische Fotografie - den einzigen seiner Art in Österreich - inne hat. Die Abteilung des Instituts für Bildende Kunst Abend präsentiert sich nun in der Ausstellung "rien ne va plus" im Heiligenkreuzerhof - vielseitig, wie die Studierenden der ersten vier Jahrgänge selbst.

Acht bis zehn Studierende pro Jahrgang

"Es hat lange gedauert, bis in Österreich Fotografie als künstlerisches Medium anerkannt wurde. In anderen Ländern bestehen derartige Studiengänge bereits seit über 50 Jahren", so Rothemann. "Sehr begehrt" sei das Studium der Fotografie, das die Angewandte seit dem Sommersemester 2001 anbietet. "Wir können immer nur rund fünf Prozent der Bewerber aufnehmen", berichtete die 1960 geborene Rothemann.

Acht bis zehn Studierende pro Jahrgang genießen "den Luxus, sich nur auf die Fotografie konzentrieren zu können", wie es die Studentin Nina Rike Springer ausdrückt. Ein eigenes Labor ist eingerichtet, so dass die Studierenden ihre Arbeiten selber ausarbeiten können, ein "künstlerischer Eingriff von großer Bedeutung", wie Rothemann betonte. Inzwischen platzen die Räumlichkeiten aus allen Nähten, aber neue Räume und Geld für ein Forschungsprojekt sollen ab Sommer bereit stehen.

Übertritt in ein lebendiges Moment"

In der Ausstellung im Heiligenkreuzerhof präsentieren sich rund 20 Studierende mit ihren Arbeiten, die ästhetisch sehr vielfältig sind. Glatt und kühl wirken die "Türschlitze", in denen Birgit Graschopf mit der Wahrnehmung zwischen Innen und Außen spielt. Zwei Mal belichtet hat Margret Schützeneder ihre Negative: zunächst mit ausgestopften Tieren aus dem Naturhistorischen Museum, dann mit den entsprechenden, aber spiegelverkehrten Innenansichten aus dem Kunsthistorischen. Als unheimliche Schatten bevölkern so Zebras die Kunstgalerie. Nina Dick hat in "Brachliegend" auf drei Triptychen brache Flächen aus Berlin zusammengeschnitten und die angrenzenden Häuser wegretuschiert, so dass der Eindruck unendlicher Weite entsteht. Von Pia Mayer stammen bunt inszenierte, mit vielen Details ausgestattete Selbstinszenierungen.

Auch etliche Videoarbeiten und Projektionen sind in "rien ne va plus" zu sehen. "Die fotografische Idee erlebt dabei einen Übertritt in ein lebendiges Moment", schilderte Rothemann, "das hängt ganz vom Konzept ab." Auch kleine Zeichnungen auf Kassabons von Christine Tillmann haben Platz in der Ausstellung. "Das entspricht meinem Anspruch: jeder soll individuell gefördert werden", meinte Rothemann, "Freie Kunst muss immer frei sein und darf nicht durch zu strikte Studienpläne eingeschränkt werden." (APA)