In Berlin kommen rund hundert Delegierte aus mehr als
vierzig Ländern bis Freitag zu
einem zweitägigen Forum zu
Steuerfragen zusammen, das
von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung (OECD) geleitet wird. Die OECD sieht zunehmende Erfolge beim
Kampf gegen unfaire und
steuerschädliche Praktiken in
der Welt. So hätten sich 33 so
genannte Steueroasen wie die
Bermudas oder die Cayman-
Inseln bereit erklärt, die
Grundsätze von Transparenz
und effektivem Informationsaustausch anzuwenden. Diese
Staaten sind in Berlin dabei.
Von ursprünglich 47 beanstandeten steuerlichen Vorzugsregelungen sind inzwischen bis auf zwei – sie betreffen die Schweiz und Luxemburg – alle abgeschafft. Österreich wird gerne mit Luxemburg und der Schweiz in einem Atemzug genannt, wenn
es um Länder geht, in denen
Ausländer gerne ihr Geld anlegen. Aber im Gegensatz zu diesen beiden Ländern verhalte
sich Österreich "sehr kooperativ" hinsichtlich Transparenz
und Informationsaustausch,
sagte der Leiter des OECD-
Zentrums für Steuerpolitik
und Steuerverwaltung, Jeffrey
Owens, zum Standard.
Aktiv gegen Steueroasen
Österreich beharre zwar
nach wie vor auf dem Bankgeheimnis, aber beileibe nicht so
wie die Schweiz. Owens: "Es
gibt keine Beschwerden über
Österreich." Im Prozess, gegen
Steueroasen aufzutreten, habe
Österreich sogar "eine sehr aktive Rolle gespielt".
Owens hebt hervor, dass der
Druck in Österreich, Steuern
zu senken, angesichts der benachbarten neuen EU-Beitrittsstaaten wie der Slowakei
besonders groß sei. Aber es
bringe nichts, sich in einen
Steuersenkungswettbewerb
ziehen zu lassen, so der Rat
des Experten. Denn es gebe
noch viele Länder, die noch
niedrigere Steuersätze hätten. (Alexandra Föderl-Schmid aus Berlin, Der Standard, Printausgabe, 03.06.2004)