... und händewringendem Ausdruckstanz: Neue Alben von Chris Goss, Lhasa, Buffalo Daughter und Faultline
Margarette Affenzeller
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MASTERS OF REALITY FEAT. CHRIS GOSS
Give Us Barabbas
(Brownhouse)
Chris Goss, der am wuchtigen wie eleganten Blues-Rock der späten 60er-Jahre und hier vor allem am britischen Trio Cream, an Black Sabbath (siehe Bandname) oder Led Zeppelin geschulte kalifornische Zen-Meister einer freisinnigen Musik zwischen epischer Weite und diesseitiger Psychedelia gilt als einer der Väter des so genannten Stoner Rock. Und er beeinflusste mit seiner Musik nicht nur das Schaffen von Josh Homme und dessen ungleich höher gehandelte Bands Kyuss und Queens Of The Stone Age. Es wird auch längst miteinander musiziert und produziert, etwa im Rahmen von Hommes Desert Sessions. Die Queens gaben vor drei Jahren auch die Begleitband von Goss im Rahmen einer kleinen, feinen und leider seltenen Clubtournee des Master of Reality. Jetzt veröffentlicht Chris Goss beinahe im Alleingang mit Gästen wie Scott Weiland von Stone Temple Pilots ein Soloalbum, das den gewohnt schweren Sound mit Akustikgitarren, Mandolinen und Geige Richtung Folk, Blues, Country und mexikanisches Conjunto-Fach variiert. Über die Jahre ist jetzt endlich auch der hohe, dünne Gesang von Goss zu einer selbstsicheren Stimme gereift. In diesem Genre das Beste, das uns seit Jahren passiert ist!
LHASA The Living Road (Totoutard) Die mexikanisch-kanadische Sängerin mit der rauchigen Altstimme, Lhasa de Sela aus Quebec, dürfte mit ihrem neuen Album vor allem Hörer in ihren Bann ziehen, die sich für das artifizielle Country- und Mariachi-Hybrid der US-Band Calexico begeistern können. Mit Lap-Steel-Gitarre, Klarinette, Trompete, Glockenspiel, Geige, Kontrabass, Beserlschlagzeug und Theremin verbeugt sich Lhasa hier nicht nur tief vor dem "Wüstenrock" besagter Band aus Tucson, Arizona. In drei Sprachen (Englisch, Französisch, Spanisch) wird auch dem Tango Reverenz erwiesen. Zusätzlich wird die dunkle Melancholie noch mit elektronischen Sounds aufgeladen, die das ganze Unterfangen auch gegenüber der ruhigen Seite des alten TripHop in Stellung bringt. Herzzerreißend.
BUFFALO DAUGHTER Pshychic (V2/Edel) Die einst von den Beastie Boys protegierte japanische Band bewegt sich zwar recht offensichtlich auf den Spuren großer deutscher Vorbilder wie Neu!, Can oder La Düsseldorf. Gekoppelt mit japanischem Spinnertum entsteht hier zwischen vorwärts treibenden Bässen, flirrenden Gitarren und Korg-Synthesizern großteils instrumental gehalten doch so etwas wie Eigenständigkeit. Für jede bessere Drogen-und Ausdruckstanz-Disco ein absolutes Muss!
FAULTLINE
Your Love Means Everything
(EMI)
Vor zwei Jahren ging das Album unter. Jetzt probiert man es mit einer Neufassung noch einmal. Die Briten entwickeln mit Gästen wie Chris Martin (Coldplay), Michael Stipe (R.E.M.) oder den Flaming Lips eine düster-brodelnde Form von elektronischem Songwritertum zwischen Dancefloor und Wohnzimmer, die auch konservativere Hörer ansprechen dürfte. (DER STANDARD, Printausgabe, 4.6.2004)
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