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Österreichs Winzer bejubeln Rekordexporte, die Qualität wird international geschätzt

Foto: dpa/Hildenbrand
Grüner Veltliner und Riesling aus Österreich - in der Wein trinkenden Welt scheint man geradezu danach zu gieren, nimmt man die hohe Frequenz von Berichten in internationalen Medien als Indikator. Wobei Österreich, sofern überhaupt als Weinland wahrgenommen, sein Standing vor allem über Weißweine gefunden hat. Und das in Zeiten genereller Überproduktion, immer härter umkämpfter Märkte und eines weltweiten Rotweinbooms.

Ann Sommer, Verkaufsleiterin US-weit von Vin Divino in Chicago, einem Importeur, der seit Beginn der 90er-Jahre auf österreichische Weine setzt, gerät fast ins Schwärmen ob der Einzigartigkeit des Grünen Veltliners. "Ein hochklassiges Produkt in Kombination mit geschicktem Marketing." Und Lance Foyster, Master of Wine und Importeur österreichischer Weine in London, lobt: "Grüner Veltliner, aber auch Riesling werden als Erweiterung des - eher beengten - Weißweinspektrums wahrgenommen."

Das Wein-Image Österreichs sei in beiden Ländern ein gutes, vor allem beim "wissenden Publikum", ergänzt Foyster. In Großbritannien wie in den USA, beide zählen zu den weltweit wichtigsten Märkten, nahm österreichischer Wein von der Spitzengastronomie ausgehend seinen Weg "nach unten". In der Zwischenzeit findet er sich - noch vereinzelt - auch in den Regalen großer Handelsketten wie Marks & Spencer. Und Waitrose, britische Supermarktkette mit Qualitätsanspruch, zeige, so Foyster, mehr als nur Interesse. Dem gerne strapazierten Argument, Österreich könne im Export nur wenig bewegen, da die Mengen fehlten, widersprechen Sommer und Foyster unisono. "Für die Preissegmente, in denen das Land mitspielen kann, reichen die Mengen völlig."

Schwierige Rote

Der Markt für österreichischen Rotwein ist vorhanden, wenn auch ungleich schwieriger. Es gibt wesentlich mehr Mitbewerber, aus Ländern, die - in vielerlei Beziehung - günstiger Rotwein produzieren können. Während sich die Weißweinpreise relativ stabil halten, haben jene für Rotweine im Sog des Booms und guter Jahrgänge hierzulande für manchen Weintrinker ungerechtfertigte Höhenflüge gemacht. Und die Einzigartigkeit wie für Weißweine werde bei Blaufränkisch oder St. Laurent in Großbritannien - noch - nicht so gesehen, so Foyster.

Rotwein aus Österreich wird derzeit vor allem in Deutschland wahrgenommen, das so etwas wie einen verspäteten Rotweinboom erlebt und selbst die Nachfrage nicht abdecken kann. Auch die Schweiz ist ein dynamischer Markt. In dem Land, das selbst vor allem Weißwein produziert, ist man bereit, für Qualität auch zu zahlen.

Der wichtigste Markt für österreichischen Wein ist unangefochten Deutschland, ein generell schwieriges Pflaster, besonders in den Jahren der Wirtschaftskrise, in denen sich der Konsum vom teuren Restaurant ins billigere Private verlegt hat. Diskontern wie Aldi, die große Mengen bewegen, kommt dadurch eine besondere Stellung zu.

In den neuen EU-Ländern werden die Karten gerade neu gemischt. Früher waren z. B. die Slowakei und Tschechien Zielländer für Fassweinexporte, seit kurzem steigt der Export von Qualitätsweinen. Wobei das unterste Preissegment um die zwei Euro pro Flasche sehr stark ist. Was auch bereits von Chile, Frankreich oder Italien mit Erfolg entdeckt wurde.

Altlasten

Dass der Weinskandal von 1985 im Ausland noch Thema ist, will man hierzulande fast nicht mehr wahrhaben. Ein feixendes "Glyk, Glyk, Glykol!" aus deutschem Munde hört man nicht selten, kommt die Rede auf österreichischen Wein. Selbst in Großbritannien, erzählt Foyster, halte sich die Erinnerung bei den über 40-Jährigen hartnäckig.

Vie Vinum 5.-7. Juni, Hofburg, Wien, tägl. von 11-19 Uhr (Luzia Schrampf, Der Standard, Printausgabe, 03.06.2004)