Wein & Co steht relativ kurz davor, in Ungarn ein paar Filialen zu eröffnen. Und da man sich dort erstens speziell der ungarischen Weine annehmen will und zweitens natürlich keine Gelegenheit auslässt, die ungarische Fachpresse von Tiefe und Qualität des eigenen Angebots zu überzeugen, lud Heinz Kammerer unlängst in die Wein & Co-Bar in der Wiener Jasomirgottstraße, um die besten Weine aus dem südungarischen Villány gegen die besten aus dem Rest der Welt antreten zu lassen.

Das ist an und für sich zwar nichts Neues, Mondavi und Freunde reüssieren seit Jahren damit, vor versammelter Fachwelt in Blindverkostungen über diverse Top-Bordeaux zu triumphieren, für ungarische Verhältnisse ist das aber relativ neu. Und relativ spannend, denn kurioserweise sind in Österreich die Prestige-Giganten aus Pomerol und St. Emilion weitaus bekannter als die Elite aus dem Nachbarland, "Cuvée Kapelle", "Solus", "Kopar" oder "Carissmee" sind sogar in Weinkreisen nicht wirklich sehr geläufig.

Den ungarischen Winzern und Journalisten, die bei der Verkostung teilnahmen, freilich schon, womit die interessante Situation entstand, dass die Ungarn die ungarischen Weine bewusst oder unbewusst sehr hoch bewerteten, mit den Franzosen dafür aber weniger anfangen konnten. Bewertungsunterschiede von 15 Punkten und mehr für ein und denselben Wein waren die Folge. Was aber nichts daran ändert, dass Weine wie die Cabernet franc Selection von Gere / Weninger oder Attila Geres Merlot "Solus" absolut hinreißende Getränke von mehr als nur internationalem Format sind.

Gewonnen hat die Verkostung schließlich der italienische Kult-Merlot "Redigaffi" 2000 von Tua Rita vor Geres "Solus" 2000 und Ornellaias "Masseto" 2000 (der bis vor ein paar Jahren immerhin auch von einem Ungarn, nämlich Tibor Gál, gemacht wurde), Cheval blanc 2000 blieb in der Merlot-Cuvée-Wertung hinter Tiffáns "Carissmee" 2000 und Attila Geres "Kopar" 2000 zurück, Pétrus 2000 wurde zwar hoch bewertet (92,73 Punkte, 5. Platz), Franz Weningers Merlot 2000 aus Horitschon jedoch höher (92,87 Punkte, 4. Platz). Weiters darf natürlich nicht vergessen werden, dass die ungarischen Top-Rotweine trotz rasender Nachfrage in Ungarn immer noch vergleichsweise günstig sind (zumindest in Ungarn). Noch. (flo, DER STANDARD, rondo/04/06/2004)