Preßburg - Der slowakische Wirtschaftsminister und Vorsitzende der Allianz des neuen Bürgers (ANO), Pavol Rusko, hat seinen Koalitionspartnern eine Studie vorgelegt, die die Zweckmäßigkeit der Fertiggestellung des AKW Mochovce darlegen soll. Laut der vorgelegten Studie wäre es möglich, in den Blöcken 3 und 4 eine Megawattstunde (MWh) für weniger als 1.950 Kronen (48,9 Euro) produzieren. Die Verluste aus der Nicht-Fertigstellung schätzt die Studie auf 29,5 bis 35 Milliarden Kronen.

Pravda: "Produktionskosten werden in der neuen Studie unterschätzt"

Die Tageszeitung "Pravda" (Donnerstag-Ausgabe) machte darauf aufmerksam, dass eine Studie aus dem Jahr 2000 die Produktionskosten auf 3.500 Kronen (87,7 Euro) pro MWh schätzte, die Verluste aus der Nicht-Fertigstellung nur zwölf Milliarden Kronen (301 Mill. Euro). "Die Produktionskosten werden in der neuen Studie unterschätzt. Sie beinhalten nicht die Kosten der Kredite und die Kosten für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle", sagte Ondrej Studenec, Autor der Studie aus dem Jahr 2000, gegenüber "Pravda". Jozef Ursiny, Experte der Slowakischen Elektrizitätswerke (SE), der die Arbeiten an der neueren Studie koordinierte, erwiderte, die neue Studie ziehe alle Faktoren in Betracht.

Vorsichtige Reaktionen der Koalitionspartner

Die Koalitionspartner reagieren vorsichtig. "Es ist ein sehr sensibles Thema, wir müssen hinter der Studie auch die starken wirtschaftlichen Interessen sehen", meinte Bela Bugar, Vorsitzender der Ungarnpartei. Pavol Hrusovsky, Vorsitzender der Christdemokratischen Bewegung (KDH), erklärte: "Das Aufgreifen des Themas 'Fertigstellung des AKW Mochovce' ist Bestandteil der Wahlkampagne der Allianz des neuen Bürgers (ANO) zur Europawahl." Laut Hrusovsky sollten über so ein wichtiges Thema nicht Politiker, sondern Experten diskutieren. Zurückhaltend reagiert auch der Premier und Vorsitzende der Slowakischen Demokratischen und Christlichen Union (SDKU), Mikulas Dzurinda.

Hintergrund

Der Ausbau des AKW Mochovce startete im Jahr 1981. Die ersten beiden Blöcke wurden 1998 und 1999 in Betrieb genommen. Die Arbeiten an den Blöcken 3 und 4 wurden im Jahr 1992 eingestellt. 50 Prozent der Bauarbeiten sind abgeschlossen, 30 Prozent der Technologie wurden geliefert. Die Kosten der Konservierung betragen 100 Millionen Kronen (2,51 Mill. Euro) jährlich. Das AKW Mochovce stellt eine Verbindung der Reaktoren russischer Bauart mit den Steuerungs- und Kontrollsystemen, die von Siemens geliefert wurden, dar. Die Fertigstellung des dritten und vierten Blocks soll ungefähr 42 Milliarden Kronen (1,052 Mrd. Euro) kosten.

Das slowakische Wirtschaftsministerium will die bevorstehende Privatisierung der Slowakischen Elektrizitätswerke (SE) mit dem Projekt der Fertigstellung des AKW Mochovce verbinden. Interesse an der Fertigstellung des AKW Mochovce bekundeten die tschechische Firma CEZ und das russische Unternehmen RAO UES. (APA)