Wien - Für die Entwicklung eines "pragmatischen und nicht
ideologischen" Zugangs zur nötigen Zuwanderung nach Österreich sprach
sich der Sozialsprecher der Grünen, Karl Öllinger, bei einer
Diskussion im Management Club am Mittwochabend aus. Österreich sollte
Anleihen bei den Systemen von Australien oder Kanada nehmen, wo je
nach Arbeitskräftebedarf anhand von Punktesystemen über die Aufnahme
von ZuwandererInnen entschieden werde. Der Konjunkturexperte des
Wirtschaftsforschungsinstitutes (Wifo), Markus Marterbauer, sieht das
schwache Wirtschaftswachstum als Hauptursache für die hohe
Arbeitslosigkeit, wie sie in fast allen Industriestaaten spürbar ist.
"Reservearmee"
Öllinger empfahl den EuropäerInnen, von der amerikanischen
Wirtschaftspolitik zu lernen, wo "das Thema Neuverschuldung weniger
ideologisch angegangen" werde. Deshalb erlebe Amerika einen
wirtschaftlichen Aufschwung, während Europa stagniere. Öllinger
forderte ebenso wie Marterbauer eine Ausweitung der
Frauenbeschäftigung, doch bedürfe es dafür eines allgemeinen
politischen Umdenkens. Trotz einiger Fortschritte seien Frauen auf
dem Arbeitsmarkt noch immer die "Reservearmee" für den Fall, dass es
zuwenig Männer gebe.
"Mehr Markt"
Man müsse sich "politisch dagegen wehren", dass Kinderbetreuung,
Pflege sowie Bildung und Erziehung in Richtung Privatleben und
Familie abgeschoben werden. Demgemäß forderte Öllinger "mehr Markt
statt Familienarbeit" und die Förderung unternehmerischer Angebote in
diesen wachsenden Sektoren, was beschäftigungsfördernd wäre.
(APA)