Wien - Der Verbund-Konzern will mehr CO2-Zuteilungen für seine thermische Stromerzeugung und verlangt zudem Gratis-Zertifikate für neu errichtete Wasserkraftanlagen, die die CO2-Schadstoffbilanz entlasten. Außerdem beharrt der Verbund auf einer Ausweitung der Wasserkraft-Förderung für größere Anlagen, wie dies in Deutschland diskutiert wird. Sollten sich an sich geplante neue hydraulische oder Wärmekraftwerke auch wegen solcher Umweltkosten nicht rechnen, werde man sie nicht bauen, erklärten am Donnerstag Verbund-AHP-Chef Herbert Schröfelbauer und Verbund-ATP-Geschäftsführer Anton Smolak.

Die Austrian Hydro Power habe als größer Wasserkraft-Stromerzeuger des Landes allein im Vorjahr 22,6 Mio. t an CO2-Emissionen erspart, obwohl es sich um das trockenste Jahr seit langem gehandelt habe, erinnerte Schröfelbauer. Wegen dieser maßgeblichen Beiträge für die Klimaschutz-Bilanz sollten erstens auch neue Wasserkraftwerke über der "ominösen" 10-MW-Grenze gefördert werden und zweitens Neuanlagen mit CO2-Zertifikaten ausgestattet werden, die dann frei gehandelt werden können. Was in Bulgarien möglich sei - dort errichtet der Verbund mit der VA Tech ein Wasserkraftwerk, wobei im flexiblen Kyoto-Mechanismus ein Teil beim CO2 angerechnet wird -, müsse auch in Österreich gehen: "Ich möchte die volle Anrechnung im Inland."

Allokationsplan

Smolak von der Austrian Thermal Power beklagte, dass die Verbund-Tochter für ihre Wärmekraftwerke im Nationalen Allokationsplan (NAP) lediglich 3,3 Mio. t CO2-Rechte zugeteilt bekommen hat - etwa ein Drittel der gesamten heimischen E-Wirtschaft. Damit liege die Zuteilung um 22 Prozent unter dem Kyoto-Basisjahr 1990 und sogar um 33 Prozent unter dem faktischen Bedarf des Vorjahres (2003): "Das geht an die Wurzel der Existenz von Kraftwerken." Bezogen auf das Vorjahr müsste die ATP damit um 15 bis 20 Mio. Euro Zertifikate für 1,8 Mio. t CO2 zukaufen, erläuterte Smolak. Im Trockenjahr 2003 hat die ATP ihre Erzeugung auf 6 TWh, ein Zehntel der gesamten heimischen Stromproduktion, hochgefahren.

Wegen der CO2-Kostenbelastung, steigenden Brennstoffkosten und einer Erhöhung verschiedener Abgaben (Altlastensanierung, Kohle) komme es zu einer immer deutlicheren Diskrepanz zwischen den erzielbaren Erlösen und den Erzeugungskosten für Strom aus Wärmekraftwerken, sagte der ATP-Geschäftsführer in einem Pressegespräch: "Deshalb überlegen wir, weitere Kraftwerke außer Betrieb zu setzen und in Konservierung zu nehmen, denn Verlustbetriebe können wir uns nicht leisten." Aus jetziger Sicht werde die installierte thermische Leistung bis zum Jahr 2007 von derzeit 1.900 MW auf nur noch 750 bis 800 MW sinken.

Die Entscheidung, ob das südlich von Graz geplante 800-MW-Gas-Kombi-Kraftwerk Mellach tatsächlich gebaut werde, hänge von der Wirtschaftlichkeit ab, sagte Smolak. Dazu müssten sich die Auflagen "in einem vernünftigen Rahmen" bewegen, ebenso sollten von den derzeit dort befindlichen Altanlagen (ein Kohle- und ein Gaskraftwerk) CO2-Zertifikate auf das neue Werk übertragen werden können. Die neue Anlage, bei der auch eine Fernwärme-Auskoppelung geplant sei, würde zweieinhalb bis drei Mal so viel Strom pro Tonne Kohlendioxid erzeugen, sagte der ATP-Geschäftsführer.(APA)