Istanbul - Türkische Menschenrechtler fühlen sich von einer Journalistin hereingelegt, die jahrelang als Opfer der türkischen Sicherheitskräfte galt, nun aber in Deutschland aufgetaucht sein soll. "Wir haben für Aysel Malkac Anzeigen erstattet, wir sind für sie in den Hungerstreik getreten, wir haben demonstriert, wir haben uns schlagen und festnehmen lassen", erklärte der türkische Menschenrechtsverein IHD am Donnerstag. Wenn sich nun herausstelle, dass Aysel Malkac in Deutschland ein neues Leben begonnen habe, sei das ein großes Unrecht gegen all jene türkischen Journalisten, die tatsächlich Opfer der Sicherheitskräfte geworden seien.

Aysel Malkac, eine Mitarbeiterin der pro-kurdischen Zeitung "Özgür Gündem", war 1993 verschwunden; türkische und internationale Menschenrechtsgruppen gingen bisher davon aus, dass sie von den türkischen Sicherheitskräften verschleppt und getötet wurde. Unter anderem wurde Malkacs angebliches Schicksal in den Türkei-Berichten von amnesty international erwähnt.

In den vergangenen Tagen berichteten verschiedene türkische Medien, dass Malkac über Griechenland nach Deutschland geflohen sei und heute noch in der Bundesrepublik lebe. Der türkische Journalist Oral Calislar, der als einer der ersten über das Auftauchen der Frau berichtet hatte, sagte der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag: "Auch wir Journalisten fühlen uns hereingelegt." Die stellvertretende IHD-Vorsitzende Eren Keskin forderte Malkac auf, zu den Berichten über ihr neues Leben eindeutig Stellung zu beziehen. (APA)