Wien - "Der Markt für Direktbanken steckt in Österreich noch in den Kinderschuhen. Das Potenzial dafür liegt bei 1,43 Millionen Kunden." Zu diesem Ergebnis kommt der Leiter der Österreichischen Bankwissenschaftlichen Gesellschaft, Otto Lucius, in seiner "Potenzialstudie Direktbanken Österreich".

Auftraggeber ist ING Diba Austria. Die Direktbank (keine Filialen; Kontakt nur via Internet, Telefon und Brief) ist seit vier Wochen in Österreich aktiv und hat bereits 2000 Kunden.

Laut Studienautor Lucius wird sich die Zahl der Direktbanken-Kunden in den nächsten drei Jahren von 170.000 auf 550.000 verdreifachen; für 2012 rechnet er dann mit besagten 1,4 Millionen Kunden.

Als Vergleichsbeispiel dient ihm Deutschland. Dort sind aus den potenziellen Kunden von 1997, als die deutsche Diba ins Geschäft einstieg, fast alle echte Kunden geworden. Heute hat Diba Deutschland vier Millionen Kunden.

Unzufriedenheit

In Österreich liegt einer der größten Anreize, das Angebot von Direktbanken anzunehmen, in der Unzufriedenheit der Kunden mit den Konditionen ihrer Hausbanken. 57 Prozent der Befragten wären laut Studie mit "noch günstigeren Konditionen" abzuwerben. Ein Viertel ist wegen "größerer Unzufriedenheit mit der derzeitigen Bankverbindung" zum Bankwechsel verführbar.

Die österreichische Diba - eine Enkelgesellschaft des internationalen Finanzriesen ING-Group - bietet nur Sparbücher und Kredite an. Täglich fällige Spareinlagen sind mit 2,5 Prozent verzinst. Das ist 20-mal so viel, wie manche Großbanken bieten.

Die am Donnerstag präsentierte Studie stimmt die Banker hoffnungsfroh. Diba-Deutschland-Chef Klaus Otto Schmidt beinahe euphorisch: "Unser Österreich-Projekt, das wir unter dem Namen Diamant begonnen haben, funkelt bereits." Sein Ziel bis 2009: 200.000 neue Kunden. (DER STANDARD Printausgabe, 04.06.2004, Renate Graber)