Während des Besuchs wurde der Petersplatz menschenleer. Der Zugang zur Kuppel der Kirche war geschlossen. Während Bushs Besuch ein Verkehrschaos rund um den Vatikan auslöste, kam es einige Kilometer entfernt zu ersten Zwischenfällen, als mehrere Tausend Anhänger autonomer Jugendgruppen Straßenblockaden errichteten und Feuerwerkskörper gegen das Kommando der Luftwaffe abfeuerten. Teilweise vermummte Demonstranten skandierten Slogans wie "1, 10, 100 Nasiriya" und steckten Müllbehälter in Brand.
International
Rauer Empfang für einen Freund
Der Auftakt des Besuchs von George W. Bush verlief turbulent
Rom - Der Pazifist mit umgehängter
Regenbogenfahne konnte in
der Via Veneto ungestört das
genießen, was in Rom sonst
nicht als Vergnügen zu werten
ist: mit dem Rad unterwegs zu
sein. Roms legendäre Flanierstraße war von Polizisten gesäumt und für den Verkehr gesperrt. Parkende Autos hatte
man abgeschleppt, die US-
Botschaft weiträumig abgesperrt. Auf der Piazza Venezia
fotografierten schmunzelnde
US-Touristen die "Wanted"-
Plakate mit dem erzürnten Gesicht des "Kriegsverbrechers"
George W. Bush.Hubschrauberlärm und
Sirenengeheul
Entspannte Situationen dieser Art waren am Freitag in
Rom Ausnahmeerscheinungen. Hubschrauberlärm und
Sirenengeheul waren allgegenwärtig, ein gigantisches
Polizeiaufgebot beherrschte
das Stadtbild. Für Bushs Wagenkolonne waren 35 gepanzerte Fahrzeuge eingeflogen
und der Autobahnring um die
Hauptstadt gesperrt worden.
Die 15 Hotels, in denen der
520-köpfige Bush-Tross logierte, standen unter massiver
Bewachung. Die Polizei hatte
alle Gästelisten kontrolliert
und leere Zimmer versiegelt.
Flugraum gesperrt
Auf den Dachterrassen entlang der Route von Bushs Wagenkolonne standen Scharfschützen. Eine Awacs-Maschine überwachte den gesperrten Luftraum über der
Hauptstadt, der Flughafen
Ciampino blieb zwei Tage lang
geschlossen. Bürgermeister
Walter Veltroni appellierte an
die autobesessenen Römer,
auf ihre Fahrzeuge zu verzichten. Doch Busse und U-Bahn
wurden nur von der Hälfte der
üblichen Fahrgäste benutzt –
aus Angst vor Zwischenfällen.
Zwischenfall
Als Bush und Regierungschef Silvio Berlusconi in der
Gedenkstätte für die NS-Opfer
in den ardeatinischen Höhlen
Kränze niederlegten, versammelten sich auf der Piazza della Repubblica Anhänger der
Friedensbewegung und Globalisierungsgegner zu einer
Großkundgebung gegen den
Krieg. Berlusconi forderte die
Italiener in einer Fernsehrede
auf, Bush freundlich zu empfangen. Der US-Präsident sei
ein "Freund des italienischen
Volkes" und Vertreter jener
Nation, die Rom vor 60 Jahren
vom Faschismus befreit habe. (DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.6.2004)