Der Grünen-Chef im Europaparlament, Daniel Cohn-Bendit, wird in diesen Tagen immer wieder gefragt, ob er nicht gegen US-Präsident George W. Bush demonstriere: "Nein. Ich bin den Amerikanern dankbar, dass die damals in der Normandie gelandet sind. Und Bush ist ein Vertreter dieses Landes", sagte Cohn-Bendit Korrespondenten in Berlin.

Es sei "ganz toll", dass erstmals auch ein deutscher Bundeskanzler zu den D-Day-Feiern in die Normandie komme, sagte der deutsch-französische Politiker. Vom STANDARD gefragt, ob dies auch ein Tag zum Feiern sei, meinte Cohn-Bendit: "Das ist ein Grund zu feiern. Die deutschen Truppen sind geschlagen worden." Aber er fügte hinzu: "Ich verstehe, dass es für die Deutschen schwer ist."

Altbundespräsident Richard von Weizsäcker legte dagegen vor der Auslandspresse Wert darauf, dass für Deutsche der 8. Mai 1945 zum Feiern sei, denn dies sei der Tag der Befreiung vom NS-Regime. Zu den D-Day-Feiern meinte Weizsäcker: "Ich glaube nicht, dass sie zusammen feiern, sondern sie werden sich gemeinsam erinnern."

Kritik an Schröder

Unterdessen ist ein heftiger Streit über das Programm des deutschen Kanzlers in der Normandie ausgebrochen. Dass Gerhard Schröder dort nicht den größten deutschen Soldatenfriedhof besucht, bezeichnete der parlamentarische CSU-Geschäftsführer Peter Ramsauer als "Beleidigung für Bundeswehrsoldaten und für alle deutschen Kriegerwitwen". Er nannte Schröder einen "Antipatrioten". Der CSU-Abgeordnete Norbert Geis forderte Schröder auf, sich ein Beispiel an Helmut Kohl zu nehmen, der 1984 mit US-Präsident Ronald Reagan den Soldatenfriedhof in Bitburg besucht hatte, wo auch SS-Männer begraben sind.

Schröder selbst bezeichnete Kritik am Programm als "kleinlich". Er kritisierte, dass manche versuchten, daraus eine "wenig sensible Auseinandersetzung" zu machen. Er besuche einen Friedhof, auf dem Tote aus acht Staaten, darunter auch aus Deutschland, bestattet seien. "Das gemeinsame Denken muss jetzt im Vordergrund stehen." (DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.6.2004)