Feldkirch - Es ist ein familiäres Musikfestival, das in Feldkirch heuer schon zum vierten Male veranstaltet wird. Künstler wie Dirigent Thomas Hengelbrock mit seinem Balthasar-Neumann-Orchester, Klaus Maria Brandauer, aber auch Lokalpolitiker jeder Couleur fördern das Gedeihen des Feldkirch-Festivals.

Während zehn Tagen wird klassische Musik ebenso wie Jazz oder zeitgenössische Komposition zu hören sein, es werden Ausstellungen eröffnet, sogar die Schüler der Stadt brachten das aktuelle Motto des Festivals malerisch zu Papier: "Märchen und Mythen". Wie jedes Jahr hat man auch heuer eine prominente Persönlichkeit eingeladen, die Eröffnungsrede zu halten. Der Erwählte war diesmal der ungarische Filmemacher und Oscar-Preisträger István Szabó, der im Juli auch die Eröffnungsrede der Salzburger Festspiele halten wird.

In Feldkirch griff er in sein Erfahrungsrepertoire als Regisseur und variierte das Motto unter dem Titel: "Wirklichkeit gegen Wahrheit". Der Film tauge genauso zum Kronzeugen wie zur Lügenproduktion. Der Spielfilm schaffe als Teil einer erfundenen Welt Wirklichkeiten, die sich an Menschentypen und Gesten manifestierten: "Erinnerungen an Filme verbinden sich mit Gesichtern. Filmstars werden vom Publikum zu solchen gemacht."

Jede Epoche erwähle andere repräsentative Gesichter. So zum Beispiel verkörperte Marilyn Monroe die Nachkriegszeit, Jane Fonda oder Vanessa Redgrave die Zeit der Emanzipationsbewegung, James Dean den Sinn suchenden Jüngling der 50er-Jahre.

István Szabó zitiert Humphrey Bogart: Es sei nicht wichtig, was ein Darsteller in einem Film sage, wichtig sei: "Who is doing the suffering?" Szabó erinnerte an die Pirouette, die Kanadas Premier einmal im Rücken der Queen drehte, und die - zufällig auf Film gebannt - zum Symbol der kanadischen Unabhängigkeitsbewegung wurde.

Von Lenin stamme der Satz: "Die wichtigste Kunst von allen ist die Filmkunst." Heute würde Lenin sagen: "Die wichtigste Kunst sind die Abendnachrichten." Folgerung: "Filmemacher dürfen ihre Kamera nicht als Waffe der Politik missbrauchen lassen. Sie sollen sich dafür verantwortlich fühlen, was sie sehen lassen. Aber auch die Zuschauer müssen lernen, hinter die Bilder zu schauen."

Hinter gelackten Bildern lauere die Barbarei. Szabó verwies auf die Wannseekonferenz, wo "lauter Doktoren und Professoren ihre Aufgaben ,schön' und wirkungsvoll durchgeführt haben. Die meisten von ihnen liebten klassische Musik." (Michael Heinzel/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7. 6. 2004)