New York/Kinshasa - Der UN-Sicherheitsrat hat die Besetzung der Stadt Bukavu im Osten der Demokratischen Republik Kongo durch abtrünnige Soldaten scharf verurteilt. Die Aufständischen stellten eine "ernsthafte Gefahr" für den Friedensprozess dar und müssten ihre "Aktionen" unverzüglich einstellen, heißt es in der am Montag in New York verabschiedeten Erklärung. Das UN-Gremium warf den Rebellen Menschenrechtsverletzungen und Gräueltaten vor.

Die Lage in Bukavu entspannte sich nach dem Abzug eines Teils der Aufständischen. Berichte über eine Rückkehr der Regierungsarmee bestätigten sich zunächst nicht. In Brüssel wies ein EU-Vertreter Vorschläge zurück, eine Eingreiftruppe nach Bukavu zu entsenden.

Rund hundert Tote

Der UN-Sicherheitsrat kritisierte namentlich die Kommandanten Laurent Nkunda und Jules Mutebusi, die der früheren Rebellengruppe Kongolesische Sammlungsbewegung für Demokratie (RCD) angehörten und sich nun an die Spitze der Aufständischen gestellt haben. Die vom Nachbarland Ruanda unterstützten RCD-Kämpfer wurden nach einem Friedensabkommen vom vergangenen Jahr formal in die Regierungsarmee eingegliedert. Am 2. Juni besetzten sie trotz der dort stationierten UN-Friedensmission MONUC Bukavu. Bei den Kämpfen und gewaltsamen Protesten gegen die Blauhelmsoldaten, denen die Demonstranten Untätigkeit vorwarfen, wurden rund hundert Menschen getötet.

Während Nkunda seine Anhänger nach eigenen Angaben weitgehend aus Bukavu abgezogen hatte, waren Mutebusis Truppen noch am Dienstag im Stadtzentrum zu sehen. Dennoch beruhigte sich die Lage. Nach Angaben eines AFP-Korrspondenten trauten sich die Menschen wieder auf die Straßen, herrschte dort am Mittag wieder geschäftiges Treiben. Berichte über Pläne der Armee, die Stadt notfalls mit Gewalt wieder unter ihre Kontrolle zu bringen, bestätigten sich zunächst nicht. Auch Berichte von Einwohnern, eine Vorhut der Armee habe sich am Stadtrand erste Gefechte mit Anhängern Mutebusis geliefert, wurden von einem MONUC-Sprecher nicht bestätigt.

In Brüssel dementierte ein EU-Vertreter Äußerungen des belgischen Außenministers Louis Michel, die EU erwäge für Bukavu einen neuen Einsatz nach dem Vorbild von "Artemis". Während des von Frankreich angeführten multinationalen EU-Einsatzes hatten im vergangenen Jahr die Kämpfe in der ostkongolesischen Provinz Ituri nachgelassen, die zuvor von den Blauhelmtruppen nicht gestoppt werden konnten. Ein EU-Vertreter sagte dazu, die EU verstärke ihre politischen und diplomatischen Bemühungen zu einer Befriedung der Region; ein möglicher Militäreinsatz sei jedoch nicht "im Gespräch".

Michel setzte seine Vermittlungsbemühungen in der Region fort. Der belgische Außenminister hielt sich seit Montagabend in Ruanda auf, wo er sich zu Krisengesprächen mit seinem Kollegen Charles Murigande und dem Sonderbeauftragten des Präsidenten für den Kongo, Richard Sezibera, treffen wollte. Die kongolesische Regierung wirft dem Nachbarstaat vor, in den Aufstand in Bukavu verwickelt zu sein. Nkunda und Mutebusi hatten der kongolesischen Armee Massaker an den Tutsis in Bukavu und Umgebung vorgeworfen. (APA)