Potsdam - Für das geringe Interesse der Bevölkerung an der Europawahl tragen nach Ansicht des Potsdamer Politologen Jürgen Dittberner die Parteien erhebliche Mitverantwortung. Sie instrumentalisierten die Abstimmung am 13. Juni für ihre jeweiligen nationalen Zwecke, sagte Dittberner. Es gehe vor allem darum, die eigene Beliebtheit zu testen, statt wichtige europäische Themen in den Mittelpunkt zu stellen. "Fata Morgana" Dazu gehörten die künftige Ausbreitung des Euro oder die Frage, ob die Türkei in die EU aufgenommen werden soll. Die Slogans auf den Wahlplakaten der Parteien zielten nur auf eine kurzfristige Mobilisierung der WählerInnen, kritisierte Dittberner. Europa bleibe für die Menschen "weit weg". "Sie haben überhaupt keine Vorstellungen, kein Gefühl für die Relevanz Europas. Es ist fast wie eine Fata Morgana", sagte der Professor. "Keine europäische politische Kultur Viele durchschauten nicht die Aufgaben und Arbeit der Institutionen wie Parlament oder Kommission; auch die handelnden Personen blieben weitgehend unbekannt. "Es gibt keine europäische politische Kultur." Auch deshalb erwartet Dittberner eine geringe Wahlbeteiligung. Sie sei bundesweit schon zwischen 1994 und 1999 von durchschnittlich 60 auf 45 Prozent zurückgegangen. (APA/dpa)