Auf Grund gefälschter Prüfgutachten wurden Fahrzeuge, die nicht mehr fahrtüchtig waren, mit einem Pickerl ausgestattet.

Foto: ÖAMTC
Wien - 534 Anzeigen gegen 99 Personen: Diese rekordverdächtige Bilanz hat das Polizeikommissariat Wien-Simmering am Montag nach Abschluss von Ermittlungen im Zusammenhang mit alten Fahrzeugen "vorgelegt", die nur auf Grund gefälschter Prüfgutachten angemeldet werden konnten. Fünf Haupttäter - unter ihnen zwei Versicherungsvertreter - hatten seit eineinhalb Jahren auf diese Weise mehr als 100 Rostlauben einen zweiten Frühling beschert.

Teilweise recht plump nachgemachte Blanko-Formulare von Prüfgutachten dienten als Basis für die Anmeldungen der Fahrzeuge, die auf legalem Wege kein gültiges Pickerl mehr bekommen hätten. Die Sache wurde nach den Erkenntnissen der Polizei in Simmering in Kaffeehäusern entwickelt, profitiert haben Verwandte, Freunde und Bekannte der Haupttäter. Obwohl die Gutachten nicht einmal ganz frei von Rechtschreibfehlern waren, wurden sie bei Zulassungsstellen von Versicherungen akzeptiert.

"Geschädigt wurde niemand"

"Rein wirtschaftlich gesehen hat niemand großartig davon profitiert", sagte Mag. Johannes Sobotka vom Kommissariat Simmering vor Journalisten. "Geschädigt wurde ebenfalls niemand - abgesehen von der Verkehrssicherheit."

Aufgeflogen ist die Sache deshalb, weil rund die Hälfte der 108 eruierten Kfz ins ehemalige Jugoslawien "übersiedelte" und die Besitzer in Österreich keine Versicherungsprämien mehr bezahlten. Als es daran ging, die Kennzeichen einzuziehen, waren die Autos nicht zu finden. Auch einige der angeblichen Besitzer entpuppten sich als Mystifikation. Durch die folgenden Ermittlungen kam der Betrug zu Tage.

Die ungefähr 50 Fahrzeuge, die in Österreich geblieben sind, wurden mittlerweile aus dem Verkehr gezogen. Die 534 Anzeigen seien größtenteils wegen Urkundenfälschung, dazu noch wegen Amtsmissbrauchs, Betrugs und unrichtiger Beurkundung erstattet worden, sagte Sobotka. (APA)