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Gaston Gaudio beim Shakehands - zwar nicht mit den Himmlischen, doch immerhin mit den Fans in Roland Garros nach seinem epischen Finalsieg.

Foto: APA/EPA

Paris - "Es ist ein Gefühl, als hätte ich den Himmel berührt." Gaston Gaudio konnte am Sonntag den größten Erfolg seiner Karriere bei den French Open längere Zeit gar nicht fassen, schließlich hatte er nach seinem schwachen Start beim Stand von 0:6,1:5 schon ans Aufgeben gedacht. "Da habe ich arg gelitten und meinem Coach gesagt, dass ich am Liebsten aufhören möchte", berichtete der 25-jährige, der dann in einem der seltsamsten Endspiele der French Open noch noch als erster argentinischer Paris-Sieger seit Guillermo Vilas 1977 vom Center Court marschiert war.

Unangenehme Erinnerungen

Guillermo Coria, der vor diesem Finale heuer auf Sand nur gegen Roger Federer verloren hatte und als klarer Favorit gegolten hatte, beherrschte die ersten zwei Sätze klar und schien auf dem Weg zu einem schnellen Sieg. Doch dann bekam er Krämpfe und das Blatt wendete sich in Richtung Gaudio, der dann seinerseits zwischendurch wieder ins Straucheln kam, als bei Coria neuer Kampfgeist erwacht war. Daraus entwickelte sich ein Drama in fünf Akten, nach dem dann viele Tränen flossen.

Bei Gaudio, weil er unverhofft und erst als vierter ungesetzter Spieler nach dem Franzosen Marcel Bernard (1946), dem Schweden Mats Wilander (1982) und dem Brasilianer Gustavo Kuerten (1997) die French Open gewonnen hatte. Bei Coria, weil er sich seinen Lebenstraum nicht erfüllen konnte und ihn die Erinnerungen an sein Dopingvergehen vor drei Jahren übermannten.

Coria: "Weiß nicht, was es war"

"Ich wollte dieses Turnier gewinnen, um zu vergessen, was tief in mir steckt. Ich wollte das endlich hinter mir lassen", sagte Coria, dem der herbeigerufene Physio-Therapeut im Zuge der Behandlung auch eine Tablette verabreicht hatte. "Ich weiß nicht, was es war, aber der Arzt sagte mir, in 15 Minuten würde Besserung eintreten. Deshalb habe ich das Match nicht aufgegeben und gekämpft bis zum Ende."

Der bis dahin chancenlose Gaudio gewann den dritten Satz und den vierten, in dem Coria kaum noch servieren konnte. Erst im fünften kam er zurück und kämpfte wie ein Besessener. Gaudio war nicht geheuer, was da plötzlich geschah. "Ich dachte erst, es passiert das Gleiche wie im vergangenen Jahr in Hamburg." Damals im Halbfinale hatte Coria eine Verletzung vorgetäuscht, um seinen Gegner aus dem Rhythmus zu bringen, was ihm auch gelang. Gaudio hatte ihm dafür eine Ohrfeige verpasst.

Kein Risiko mehr

Doch diesmal war es anders. Der Kitzbühel-Sieger des Vorjahrs hatte zwar trotz seiner argen Probleme zwei Matchbälle, doch nach 3:31 Stunden musste er sich dem Außenseiter geschlagen geben. "Ich wollte mich rächen an denen, die mir verunreinigte Substanzen gegeben haben und an denen, die mich dafür bestraft haben", klagte Coria, der wegen Nandrolon-Dopings Ende 2001 für sieben Monate gesperrt worden war. Er hat allerdings stets bestritten, wissentlich gedopt zu haben und nimmt seither keine Elektrolyte oder Vitamine mehr zu sich.

"Alle nehmen etwas. Aber ich möchte noch viel im Tennis erreichen. Und lieber erlebe ich so etwas wie heute auf dem Platz als ständig daran zu zweifeln, ob ich saubere Produkte bekomme oder nicht", sagte Coria. So niedergeschlagen er nach dem verlorenen Endspiel auch war, so kämpferisch gab sich der Argentinier: "Ich hoffe, Gott ist fair zu mir und gibt mir eine weitere Chance. Ich will bei Olympia eine Medaille gewinnen und versuchen, die Nummer eins zu werden."

Coria wird man übrigens heuer ebenso wie seinen Landsmann David Nalbandian und den Spanier Carlos Moya bei der Wiener CA-Trophy sehen können. Peter Feigl will nun auch alles daran setzen, dass auch Gaudio in der Stadthalle das Racket schwingt. (APA/dpa/Reuters)