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Heinz Mayer hält viel von der Amtsführung des scheidenden Franz Fiedler. Dass er zuletzt zu politisch agiert hätte, findet er nicht. "Ich habe das nicht als aufdringlich empfunden."

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Heinz Mayer, Kandidat der Grünen für den Rechnungshofpräsidenten, möchte ein öffentlichkeitsbewusster und kritischer Kontrollor sein. Die Heimlichtuerei vor der Wahl hält er für nicht zweckmäßig, sagte er Barbara Tóth.

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STANDARD: Herr Mayer, Sie wollen ein unabhängiger Kandidat sein, gleichzeitig wurden Sie von den Grünen vorschlagen. Ist das nicht ein Widerspruch? Mayer: Nein, weil jeder Kandidat muss von irgendeiner Partei vorgeschlagen werden. Die Grünen können nicht damit rechnen, dass sie einen eigenen, einen grünen Kandidaten durchbringen können. Alexander Van der Bellen hat von Anfang an versucht, jemanden aufzustellen, der für alle wählbar ist. Ich sehe mich als unabhängigen Kandidaten.

STANDARD: Die ÖVP kritisiert Ihre Nominierung als zu früh und daher "schädlich". Zu Recht?

Mayer: Das sehe ich nicht so. Parlamentspräsident Andreas Khol soll am 18. Juni die Kandidaten zum Hearing einladen. Nichts spricht dagegen, dass ein paar Tage vorher in der Öffentlichkeit bekannt wird, wer in Betracht kommt. Eine Kandidatensuche hinter verschlossenen Türen erscheint mir nicht sehr zweckmäßig.

Schon 1992, bei der letzten Rechnungshofpräsidentenwahl, ist diese Vorgangsweise heftig kritisiert worden. Jetzt droht genau das gleiche: Still und leise sagt man vor der Wahl nichts, innerhalb von wenigen Tagen werden dann Leute aus dem Hut gezaubert.

STANDARD: Sie wollen Ihre Persönlichkeit ins Amt einbringen. Was genau meinen Sie damit?

Mayer: Ich habe eine andere Vorgeschichte als Franz Fiedler, den ich sehr schätzte. Er war Staatsanwalt, dann Parlamentssekretär. Ich komme aus sehr einfachen Verhältnissen, ich habe eine wissenschaftliche Karriere und bin gewohnt, relativ viel Freiraum zu genießen. Ich würde an das Amt herangehen, wie ich es immer gemacht habe: offen für Neues, lernend. STANDARD: Welches Profil wollen Sie dem Rechnungshof geben?

Mayer: Kein anderes, als er jetzt hat. Der Rechnungshof gehört zu den wichtigsten Organen der Republik. Er hat in der Bevölkerung eine hohe Akzeptanz, weil er als unabhängig und objektiv gilt. Es ist in einer Demokratie ungeheuer wichtig, dass es solche Institutionen gibt - Instanzen, denen die Bevölkerung vertraut, dass sie korrekt agieren.

Franz Fiedler hat es in beachtenswerter Weise geschafft, den Rechnungshof in der Öffentlichkeit so positiv zu präsentieren. Darauf würde auch ich besonderes Augenmerk legen.

STANDARD: Fiedler ist auch kritisiert worden, zunehmend parteipolitisch agiert zu haben.

Mayer: Ich kann nicht erkennen, dass er parteipolitisch agiert hat. Faktum ist, dass er verstärkt in die Öffentlichkeit gegangen ist und auch sehr kritisch war. Ich habe das nicht als ungewöhnlich oder aufdringlich empfunden.

STANDARD: Das heißt, auch Sie würden als RH-Präsident politische Aussagen treffen?

Mayer: Wenn Gebarungsvorgänge in der Öffentlichkeit thematisiert werden, muss der Rechnungshof die wesentlichen Ergebnisse seiner Prüfung erläutern. Die Menschen sollen wissen, was in der Politik passiert. Aber behutsam und gezielt. Wenn jemand dauernd redet, hört einem keiner mehr zu. Ständig plappern darf man nicht.

STANDARD: Sind Sie oder waren Sie je Mitglied einer Partei?

Mayer: Nein. Ich wollte das nie. Jemand, der Verfassungsrecht wissenschaftlich betreibt, soll sich nicht in eine Loyalitätsverpflichtung zu einer Partei begeben. Mein Ziel war immer, zu allen im Parlament vertreten Parteien ein korrektes, von Respekt getragenes Verhältnis zu haben.

STANDARD: War das ein Karrierehemmnis? Mayer: Ich habe nicht gelitten darunter. Aber es war insofern ein Hemmnis, als ich nie für bestimmte Funktionen ins Spiel gebracht wurde. So wurde ich nie für den Verfassungsgerichtshof in Erwägung gezogen - vor zehn Jahren wäre ich das gerne geworden. Heute bin ich froh, dass es nicht so kam. Ich bin nicht mehr so stürmisch, wie ich früher war.

STANDARD: Hat es für Sie Konsequenzen, wenn Sie nicht gewählt werden?

Mayer: Dann bleibe ich, was ich bin. Ich flüchte nicht aus meiner Tätigkeit, mein Beruf macht mir nach wie vor Spaß. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.6.2004)