Per Mail enthüllte Apple sein Geheimnis: Nächste Woche öffnet der iTunes Music Store für Briten, Deutsche und Franzosen. Ösis müssen noch warten.

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Lange erwartet, durch Europas komplizierte Lizenzlandschaft lange behindert, jetzt startbereit: Apples Online-Musikdienst iTunes Music Store.

"Sie haben Post": Nach Wochen der Gerüchte über die bevorstehende Eröffnung des iTunes Music Store auch in Europa ließ Apple am Montag gegenüber einer Schar handverlesener Journalisten die Katze quasi per Mail aus dem Sack. "Die größte Geschichte im Musikgeschäft wird noch größer" titelt der Marktführer bei Onlinemusik und MP3-Musikplayern seine Einladung zu einem "Special Event" in London am 15. Juni.

Nach monatelangen Verhandlungen hat Apple offensichtlich das Dickicht der europäischen Lizenzbedingungen durchdrungen und kann seinen Onlinedienst in Betrieb nehmen. Schon Mitte Mai meldete Reuters, dass die Lizenzen nunmehr vollständig seien; seither gab es in der Apple-Gemeinde fast täglich neue Gerüchte über die bevorstehende Eröffnung. Jetzt ist es fix, dass Apple den iTunes Music Store nächste Woche auch in Europa in Betrieb nehmen wird.

Etappen

Allerdings in Etappen. Von Apple selbst war wie stets in der Frage bevorstehender Ereignisse keine Stellungnahme zu erhalten. Inoffiziell ist jetzt jedoch klar, dass die Eröffnung vorerst für Großbritannien, Frankreich und Deutschland erfolgen wird. Österreich soll "in wenigen Wochen" zusammen mit weiteren europäischen Ländern folgen; offensichtlich gibt es noch offene Details bei den Lizenzvereinbarungen.

Preis

Der Preis für die Musik-Downloads wird deutlich über den USA liegen. Branchenbeobachter nennen 1,29 Euro pro Titel und 12,90 Euro für eine komplette CD als den wahrscheinlichsten Preis; in den USA sind es 99 US-Cent und 9,90 US-Dollar. Begründet wird der Preisunterschied mit der Mehrwertsteuer in Europa; in den USA sind die Verkäufe frei von Sales-Tax. Allerdings wird es wohl auch das generell höhere europäische Preisniveau sein, das sich Apple und die Musikanbieter zunutze machen.

Marktführer in den USA

In den USA ist der iTunes Music Store seit seiner Eröffnung im April vor einem Jahr zum eindeutigen Marktführer aufgestiegen. Das europäische Timing unterstützt eine für Apple wesentliche Entwicklung: der Lizenzierung des iPod-Musikplayers für Hewlett-Packard. Die dazugehörige iTunes-Software gibt es bereits seit vergangenem Herbst auch für Windows, im Sommer wird HP als erster Hersteller des Windows-Lagers iPods unter eigenem Brand auf den Markt bringen.

Konkurrenz

Während Apple in den USA als einer der ersten Anbieter legaler Musikdownloads auf den Markt kam, gibt es in Europa bereits eine Reihe von Konkurrenten, der größte davon OD2, der über Coca-Cola auch in Österreich Musik anbietet. In Deutschland ist seit März Phonoline als Reseller tätig. Für Ende Juni hat Sony den Start seines Musikdienstes Connect in Großbritannien, Frankreich und Deutschland angekündigt. (Helmut Spudich/DER STANDARD, Printausgabe, 8.6.2004)