Wien - Boris Podrecca winkt ab: Für ihn firmiert die Angelegenheit unter "erledigt". Er habe, erklärt der renommierte Architekt auf Anfrage des STANDARD, mit den Plänen und Studien um die Revitalisierung und Reattraktivierung der Freudenau "nichts mehr zu tun". Das sieht IRM-Kopf Karl Friedrich Habel anders: Das Jahr 2004 werde für eine Denkpause genutzt, von gescheiterten Konzepten und Verhandlungen will er nichts wissen. Einblick in die von Podrecca erwartete Studie zur Weiterentwicklung der Freudenau will er nicht gewähren, auch die Frage nach möglichen Investoren bleibt unbeantwortet.

Der Architekt aber hat sich verabschiedet, weil er "unter den gegenwärtigen Umständen keine Chancen" sieht, im Rahmen der vorhandenen Strukturen und denkmal- wie landschaftsschützerischen Vorgaben "neue Nutzungen zu etablieren".

Podreccas Aufgabe wäre es gewesen - oder (so die IRM): ist es immer noch - aus der Vision des Rennplatzbetreibers von einer Freizeitwelt namens "Die Gärten der Wiener" bis 2005 ein einreich-, plan- und durchführbares Konzept zu entwickeln.

Demnach soll der Rennbetrieb - den aufrechtzuerhalten sich die Gesellschaft bei der Übernahme des Geländes verpflichten musste - auch in Zukunft die Kernattraktion des 100 Hektar großen Areals sein. Zusätzlich sollen Themengärten die Anlage "zu einem Ort von internationalem Ambiente machen, zu dem, was sie lange Zeit auch war", heißt es auf der Freudenau-Homepage: "Die Zukunft . . . soll geprägt sein vom Charme vergangener Jahrhunderte in Verbindung mit der Faszination der Zukunft."

Konkret sind neben "Turf-" und "Pferde-Garten" (Dressur-und Springreiten, Hindernis-und Jagdreiten, Pferderennen) ein "Wellness-Garten" (Sportmedizin, Massage, Wellness-Einrichtungen), ein "Event-Garten", ein "Gastronomie-Garten" (Würstelstand, Haubenrestaurant), ein "Sport-Garten" (Golf, Tennis, Crocket, Beachvolleyball, etc.) und ein "Club-Garten" vorgesehen. Letzterer soll der "Etablierung eines gesellschaftlichen Klublebens unter Einbeziehung von internationalen Vereinigungen und Gesellschaften" (Homepage) dienen.

Der Haken: Die historische und denkmalgeschützte Rennbahn ist mit derlei Wünschen nicht in Einklang zu bringen. Und, so Podrecca, "die Stadt Wien ist nicht bereit, am Ensemble und den angrenzenden Gebieten" bauliche Aktivitäten gutzuheißen. Auch in der Frage, die notwendige Infrastruktur in den Prater bauen zu lassen, sei "keine Bewegung" erkennbar.

Seitens der IRM erklärt Karl Friedrich Habel dazu lediglich, "wir befinden uns in Gesprächen mit der Stadt Wien" und man sähe "keinen Grund", sich von der Vision zu verabschieden.

Im Wiener Rathaus - bei Planungsstadtrat Rudolf Schicker - dagegen spricht man Klartext: Gespräche mit der IRM gäbe es nicht. Wozu auch: Sämtliche Baupläne im Prater seien schließlich "komplett undenkbar". (oel, rott - DER STANDARD PRINTAUSGABE 8.6. 2004)