San Francisco - Das Kartellverfahren des US-Justizministeriums gegen den Softwarekonzern Oracle Corp. wegen des feindlichen Kaufangebots für die Unternehmenssoftware-Firma PeopleSoft Inc. in Höhe von 7,7 Milliarden Dollar (6,2 Mrd Euro) hat am Montag (Ortszeit) mit einem Paukenschlag begonnen.

Fusions-Gespräche

Microsoft war gegen Ende vergangenen Jahres an SAP herangetreten, um eine mögliche Fusion zu diskutieren. Microsoft habe vor einigen Monaten diese Diskussionen wegen der Komplexität einer potenziellen Transaktion und einer anschließenden Integration beendet.

Man habe nicht die Absicht, die Gespräche wieder aufzunehmen. Dies gaben Microsoft und SAP in separaten Presseerklärungen kurz vor Beginn des Oracle-Verfahrens bekannt.

SAP begründete die Bekanntgabe der inzwischen eingestellten Fusionsverhandlungen damit, dass im Laufe des Oracle-PeopleSoft-Verfahrens möglicherweise vertrauliche und interne Informationen an die Öffentlichkeit hätten gelangen können.

PeopleSoft-Übernahme verhindern

In dem Verfahren gegen Oracle versucht das amerikanische Justizministerium, unterstützt von mehreren US-Bundesstaaten, die PeopleSoft-Übernahme aus Wettbewerbsgründen zu verhindern. PeopleSoft hatte seinerseits sämtliche Oracle-Kaufangebote als unzureichend und wettbewerbswidrig abgelehnt.

Das Kartellverfahren gegen Oracle vor US-Bundesrichter Vaughn R. Walker in San Francisco wird voraussichtlich einen Monat dauern. Das US-Justizministerium will nachweisen, dass durch einen Kauf von PeopleSoft nur noch Oracle und SAP als wesentliche Anbieter komplizierter Softwareprodukte für Großunternehmen und -organisationen übrig bleiben würden.

Dies würde nach Ansicht der Kläger zur Wettbewerbs- und Innovationsbehinderung, zu geringerer Produktauswahl für die Nutzer und zu steigenden Softwarepreisen führen.

Mitspieler im globalen Unternehmenssoftware-Markt

Oracle sieht aber nicht nur SAP, sondern auch Microsoft und kleinere Softwarefirmen als Mitspieler im globalen Unternehmenssoftware-Markt. Die Gesellschaft will in dem Verfahren beweisen, dass eine PeopleSoft-Übernahme keine Wettbewerbsbehinderung und Preistreiberei bedeuten würde und dass der Kauf zugelassen werden sollte.

Microsoft habe das Oracle-Angebot für PeopleSoft als so bedrohlich empfunden, dass sie sich ernsthaft um SAP bemüht habe, erklärte Oracle-Anwalt Dan Wall dem Richter nach einem Bericht der US- Wirtschaftsagentur "Bloomberg". Dies sei ein Beispiel für den tatsächlichen Wettbewerbsumfang in der Branche. (APA/dpa)