Hans Krankl kennt die Favoriten.

Wien - Ein Quartett hat für Hans Krankl die besten Karten, als Titelverteidiger zur EURO 2008 nach Österreich zu kommen. Der regierende Europameister Frankreich, Gastgeber Portugal, Italien und Spanien stehen bei der am Samstag beginnenden Fußball-EM beim österreichischen Teamchef am höchsten im Kurs. Außenseiter-Chancen billigt Krankl Tschechien und den Niederlanden zu, die in der Qualifikation die Österreich-Gruppe dominiert hatten.

"Sensationelles Spielermaterial"

Krankl sieht, wie auch die Buchmacher, den Europameister als Top-Favorit. "Frankreich auf Grund des sensationellen Spielermaterials", sagt er über die Truppe mit Stars wie Zidane, Henry, Trezeguet oder Pires. Für Portugal würde der Heimvorteil sprechen, Spanien und Italien sind für den einstigen Spanien-Legionär und Italien-Liebhaber stets sentimentale Favoriten.

Doch auch die Niederlande hat der ÖFB-Cheftrainer nicht abgeschrieben, auch wenn das Oranje-Team zuletzt nicht überzeugt hat. "Da bleibe ich dabei. Das Problem ist nur, wenn sie streiten. Das Gefühl sagt mir, dass das jetzt so ist. Wenn sie gegen Irland verlieren, stimmt was nicht. Jeder fordert einen Platz. Wenn Advocaat das nicht in den Griff bekommt, werden sie keine gute Rolle spielen", meinte der Teamchef.

"Viele haben schon den Kopf bei der EM"

Dass so manche Mannschaft wie etwa die Niederlande oder Deutschland die Generalprobe verpatzt hat, sieht er nicht so tragisch. "Es ist so, wie Oliver Kahn gesagt hat: Es ist natürlich nicht sehr gut, wenn man das letzte Vorbereitungsspiel verliert. Aber überbewerten darf man das nicht. Viele haben schon den Kopf bei der EM", so Krankl, der vor allem den Start ins Turnier als wichtigstes Kriterium erachtet.

"Das erste Spiel ist ein wahnsinnig entscheidend. Wir haben zum Beispiel 1978 zum Auftakt gegen Spanien gewonnen, da hat uns die ganze Welt nicht ein Prozent Chance gegeben, und dann haben wir ein gutes Turnier gespielt. Ein anderes Beispiel ist Frankreich bei der WM 2002. Da haben sie gegen Senegal verloren und sind in der Vorrunde ausgeschieden", ruft Krankl in Erinnerung.

Kriterium des ersten Spiels

Das erste Spiel als Kriterium trifft nicht zuletzt auf die nächsten Gegner der österreichischen Nationalmannschaft zu. Deutschland, am 18. September anlässlich 100 Jahre ÖFB in Wien zu Gast, bekommt es am 15. Juni mit dem Erzrivalen Niederlande zu tun. England, am 4. September erster Gegner in der WM-Qualifikation, trifft am Sonntag (13.) auf Frankreich. Krankl: "Deutschland traue ich nicht viel zu, aber sie sind eine Turniermannschaft. Wenn sie gegen Holland gewinnen, ist alles möglich. Bei England - Frankreich wird man gleich sehen, wo sie stehen. England ist das Viertelfinale zuzutrauen, aber das muss nicht sein."

Von den Engländern wird sich Krankl im letzten Vorrunden-Spiel am 21. Juni gegen Kroatien selbst ein Bild machen, die Partien gegen Frankreich und die Schweiz (17.6.) wird sein Assistent Slavko Kovacic beobachten. "Im TV sieht man mit den Zeitlupen mehr. Aber im Stadion sieht man die Spielaufteilung, wie sich die Mannschaft bewegt, was passiert, wenn sie unter Druck kommen", so der Teamchef, der über die Gegner in der WM-Qualifikation schon bestens Bescheid weiß.

"Es liegt an uns"

"Ich habe vier Scouts, die ich nicht nennen will. Wir haben Polen schon fünf Mal beobachtet, England und Nordirland je zwei Mal und auch Aserbaidschan schon ein Mal. Wales ist erst 2005 unser Gegner. Wir machen alles, um gut abzuschneiden. Aber es wird nicht daran liegen, ob wir sie beobachten. Es liegt an uns und an unserem Selbstwertgefühl", sagt Krankl, der sich in Spanien auch auf ein Wiedersehen mit alten Freunden, einstigen Mitspielern und aktuellen Kollegen freut. (APA)