Neue Erkenntnisse
"In den vergangenen Jahren haben sich völlig neue Erkenntnisse über die Krankheitsmechanismen der Multiplen Sklerose ergeben. So hat zum Beispiel mein erster Lehrer, Univ.-Prof. Dr. Hans Lassmann vom Institut für Hirnforschung in Wien, vier verschiedene neuropathologische Subtypen der MS charakterisieren können", sagte der Innsbrucker Wissenschafter. Unter dem "Titel" MS sei eine Reihe verschiedener Krankheitsformen subsumierend zu verstehen, hieß es in einer Aussendung anlässlich der Verleihung des Preises.
In Österreich leiden etwa 8.500 Menschen an der Multiplen Sklerose (MS). Sie ist die häufigste chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems (Gehirn, Rückenmark). Die Krankheit bricht zumeist im Alter zwischen 20 und 40 Jahren aus.
Entzündliche Autoimmunreaktion gegen "Markscheiden"
Es handelt sich dabei um eine entzündliche Autoimmunreaktion gegen jene "Markscheiden", welche die Nervenbahnen in Gehirn und Rückenmark isolieren. Diese werden abgebaut, unter anderem sind Sehstörungen oder Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen die Folge. 85 Prozent der einmal Erkrankten leiden zunächst an wiederkehrenden Schüben des Leidens. Es gibt aber auch sofort sich ständig verschlechternde Krankheitsverläufe.
Die bei der MS im Gehirn und Rückenmark auftretenden Entzündungen können mittlerweile durch immunmodulierende Therapien wie die Einnahme von Glatirameracetat oder Beta-Interferon gebremst werden. Teilweise werden sie durch bestimmte Antikörper ausgelöst, wie etwa MOG- (gegen das Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein) und MBP- (Myelin Basisches Protein) Antikörper.
Berger hat jahrelang die Auswirkung der Bildung solcher Antikörper bezüglich der Entstehung und des Verlaufs der Multiplen Sklerose mit dem Ergebnis untersucht, dass Patienten mit einem Erstschub ein extrem hohes Risiko, an einer klinisch definitiven MS zu erkranken.
Entzündung des Sehnervs
90 Prozent der späteren MS-Patienten haben zunächst eine vorüber gehende Entzündung des Sehnervs mit Sehstörungen als erstes Symptom. 30 Prozent von ihnen erleben innerhalb von zwölf Monaten einen weiteren Krankheitsschub und werden damit zu definitiven MS-Patienten.
Der Nachweis von Erstsymptomen und den MOG- bzw. MBP-Antikörpern ist laut den Forschungsresultaten von Berger der beste Hinweis auf einen bevorstehenden "echten" Ausbruch der Erkrankung.
Protein verlangsamt Abbau von Nervengewebe