Arlon - Im Prozess gegen Marc Dutroux erhält der mutmaßliche Kindermörder voraussichtlich am Donnerstag, zum letzten Mal das Wort. Nach mehr als drei Monaten steht das Verfahren vor dem Schwurgericht im südbelgischen Arlon damit kurz vor der Urteilsfindung. Marc Dutroux will vor dem für nächste Woche erwarteten Urteil in seinem Prozess ein stundenlanges Schlusswort sprechen. Am Dienstag kündigte er an, er werde drei Stunden dafür benötigen und wolle nicht unterbrochen werden.

Geschworene

Zuvor hatten Staatsanwaltschaft und Nebenkläger ihre Forderung an die zwölf Geschworenen bekräftigt, Dutroux und seine drei Mitangeklagten in allen Anklagepunkten für schuldig zu erklären. Für Staatsanwalt Michel Bourlet ist es erwiesen, dass Dutroux 1995 die damals 19-jährige Eefje Lambrecks und die 17-jährige An Marchal entführt hat. Außerdem gebe es deutliche Hinweise auf seine Beteiligung an der voraus gegangenen Entführung der beiden Achtjährigen Julie Lejeune und Melissa Russo. Die Leichen der vier Mädchen wurden 1996 gefunden.

Berteidigung: "Kleinen Fisch in einem großen Netzwerk"

Erwiesen ist für die Ankläger auch die Beteiligung Dutrouxs 1996 an der Entführung von Sabine Dardenne und Laetitia Delhez (beide damals zwölf Jahre alt). Beide wurden aus einem Kellerverlies in Dutrouxs Haus befreit. Dutroux wird außerdem die Ermordung seines Komplizen Bernard Weinstein zur Last gelegt. Mit ihm angeklagt sind seine Ex-Frau Michelle Martin, der mutmaßliche Komplize Michel Lelievre und der dubiose Ex-Geschäftsmann Michel Nihoul, der als einziger nicht in Untersuchungshaft sitzt. Sie sollen in unterschiedlicher Weise bei den Verbrechen geholfen haben.

Die Ankläger wiesen den Versuch der Verteidigung zurück, Dutroux als "kleinen Fisch in einem großen Netzwerk" von Kinderschändern hinzustellen, wie der Staatsanwalt sagte. Auch ein Vertreter der Nebenkläger betonte, die heftig diskutierten Theorien vom Einzeltäter einerseits und vom Netzwerk andererseits widersprächen sich nicht. Der vorbestrafte Kinderschänder Dutroux habe sich an den entführten Mädchen selbst vergreifen, aber mit ihnen auch Geld verdienen wollen.

Kriminelle Bande

Für den Anwalt Georges-Henri Beauthier, der die damals entführte Laetitia als Nebenklägerin vertritt, steht fest, dass diese vier eine kriminelle Bande bildeten. "Es muss nicht immer ein Clan aus Sizilien sein, hier sind es diese Kasper aus Marcinelle", sagte er in Anspielung auf den Ort, an dem die entführten Kinder gefangen gehalten und gequält wurden. (APA/dpa)