Garching - Der neue Atom-Forschungsreaktor FRM-II in Garching bei München ist umstritten wie kaum ein anderes Großprojekt. Grund ist vor allem die Verwendung von atomwaffenfähigem hochangereicherten Uran als Brennstoff. Nach einer Vereinbarung zwischen Bayern und dem Bund soll der Reaktor aber bis spätestens 2010 auf niedriger angereichertes, nicht atomwaffentaugliches Uran umgerüstet werden.

Hochleistungs-Neutronenquelle

Die Gegner der Anlage sehen auch Sicherheitsmängel und fürchten bei Störfällen eine Freisetzung von Radioaktivität. Die Reaktorplaner dagegen sprechen von "höchsten Sicherheitsstandards".

Der fast 435 Millionen Euro teure Reaktor soll der Forschung als Hochleistungs-Neutronenquelle zur Verfügung stehen. Der Neutronen sind für die Materialforschung wichtig. Mit der so genannten Neutronenspektografie lassen sich etwa innere Spannungen einer Schweißnaht sichtbar machen. In der Umweltforschung erlauben Neutronen eine rasche und präzisere Untersuchung von Boden-, Klärschlamm- und anderen Proben auf Schadstoffe. Mediziner können mit Neutronen-Bestrahlung bestimmte Tumore wie Kehlkopf- oder Hautkrebs behandeln.

Ein Reizthema war das Projekt auch, weil es die erste Atomanlage in Deutschland war, die nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl 1986 in Bau ging. Die Reaktorplaner betonen, der FRM-II mit nur 20 Megawatt thermischer Leistung dürfe nicht mit Atomkraftwerken verglichen werden, die es bei hohem Druck und großer Hitze auf 4.000 Megawatt brächten.

Der Neubau ersetzt den Forschungsreaktor FRM-I, das "Garchinger Atom-Ei". Dieses war im Juli 2000 nach mehr als 40 Betriebsjahren stillgelegt worden. Der Bau des FRM-II begann im August 1996, im August 1998 wurde Richtfest gefeiert. Schon seit Mitte 2001 ist der Reaktor fertig gestellt. In Deutschland gibt es drei weitere Forschungsreaktoren, und zwar in Berlin, Geesthacht und Jülich. (APA)