Wien - Für Wolfgang Pekny von der Umweltschutzgruppe Greenpeace ist die "grüne Gentechnik" Teil eines weltweiten neoliberalen Szenarios in der Landwirtschaft. Verlassene Landstriche und boomende, wenn auch verslumte Städte, deren Bewohner durch eine ertragsintensive Agrarindustrie ernährt werden. Einem Agrobusiness, das sich "gentechnischer Methoden der zweiten oder dritten Generation" bedient: So könne - "wenn es auf die harte Tour kommt" - die Welt in fünfzig Jahren aussehen.Alternativen

Alternativen zu einem solchen Szenario biete vor allem der nachhaltige Landbau. Dieser ermögliche kleinen Bauern in den armen Ländern ausreichend Erträge für ein Überleben, ergänzt Brot-für-die-Welt-Experte Peter Rottach. Eine von der Ifoam (International Federation of Organic Agriculture Movement) gemeinsam mit Greenpeace durchgeführte Studie ("208 Rezepte gegen den Hunger", University oft Essex, 2001) liste solche praxistauglichen Auswege auf.

Verdreifachte Erdäpfelerträge

Zum Beispiel für die Hochlandbewohner in Bolivien, deren wichtigstes Lebensmittel Erdäpfel sind. Wachsen diese gemeinsam mit der Lupinienart "Tarwi" als Düngepflanze auf dem Feld, so steigt der Erdäpfelertrag um bis das Dreifache.

Hunger der Landlosen

Der erste Schritt in Richtung Nachhaltigkeit besteht jedoch meist in "einer Landreform": Die vom Hunger Bedrohten - derzeit 840 Millionen der insgesamt sechs Milliarden Menschen - sind vor allem unter den Landlosen zu finden: in Lateinamerika, in Indien, in Bangladesch, in Afrika. Darüber hinaus müsse man weltweit auch trachten, "Lebensqualität in abgelegene Gebiete zu bringen": Nur, um genug zu ernten und um sich davon satt zu essen, bleibe heutzutage nämlich nirgends mehr ein Junger bei den Eltern auf dem Lande.

Transportwege und Infrastruktur in den gefährdeten Ländern verbessern

Als Vorbeugung gegen akute, klima- oder konfliktbedingte Nahrungsmittelkrisen wiederum ist es laut Jacques Diouf, dem Direktor der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) am sinnvollsten, Transportwege und Infrastruktur in den gefährdeten Ländern zu verbessern. Da Hungersnöte meist regional auftreten, könnten so Lebensmittel staatenintern rasch in die betroffenen Gebiete gebracht werden.

Hungerhilfe als Eintrittschance in neue Märkte Dies, so Diouf, wäre in den meisten Fällen eine weitaus bessere Lösung als das Einfliegen ganzer Getreideladungen, wie es die USA im Rahmen ihres Food-Aid-Programms immer noch praktizierten. Solche tonnenweise ins Land gebrachte Hungerhilfe - von Vertretern der US-Agrarindustrie auch als Eintrittschance in neue Märkte betrachtet - dumpe in den Empfängerländern die Marktpreise im Agrarsektor und gefährde auf diese Art das Überleben der lokalen Bauern.(bri, DER STANDARD Printausgabe 11.6.2004)