Bagdad - Die USA haben die Zahl der Häftlinge in dem berüchtigten Bagdader Gefängnis Abu Ghraib nach Angaben des Roten Kreuzes in den vergangenen Monaten halbiert. "Wir haben allerdings keine genauen Informationen darüber, wie viele Inhaftierte tatsächlich freigelassen und wie viele in eine andere Haftanstalt verlegt wurden", sagte eine Sprecherin des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes am Donnerstag.

Bei ihrem jüngsten Besuch in Abu Ghraib Anfang Juni habe das Rote Kreuz 3.291 Gefangene gezählt, darunter drei Frauen und 22 Jungen unter 18 Jahren. Im März seien es noch 6.527 Inhaftierte gewesen. Zu den Bedingungen in der Haftanstalt wollte sie sich nicht äußern. Sie erklärte lediglich, das Rote Kreuz werde dem für die US-Gefängnisse im Irak zuständigen Generalmajor Geoffrey Miller einen Bericht dazu übergeben.

In Abu Ghraib haben US-Soldaten irakische Gefangene misshandelt und dabei fotografiert. In einem Bericht des Roten Kreuzes, der im Mai an die Öffentlichkeit gelangt war, listet die Organisation einige Misshandlungsfälle auf, die an der Grenze zur Folter gewesen seien. Einige Soldaten sind deswegen angeklagt. Das US-Militär hatte nach dem Folterskandal angekündigt, die Haftbedingungen in dem überfüllten Gefängnis zu verbessern, das schon unter dem gestürzten Präsidenten Saddam Hussein als Folterstätte berüchtigt war. Bis zur geplanten Machtübergabe an eine Übergangsregierung am 30. Juni soll die Zahl der Insassen auf etwa 2000 reduziert werden.

Das Rote Kreuz fordert einen klaren rechtlichen Status der Gefangenen für die Zeit nach der Machtübergabe. "Niemand sollte in einem rechtlichen Vakuum bleiben", sagte die Sprecherin. Die Rechte gemäß der Genfer Konventionen seien das absolute Minimum. Die am Dienstag verabschiedete UNO-Resolution zur politischen Zukunft des Irak geht nicht auf die US-geführten Gefängnisse und deren Insassen ein. Die meisten Gefangenen sind für einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten inhaftiert. Ihn werden "gegen die Koalitionstruppen gerichtete Aktivitäten" vorgeworfen. Einem der UN-Resolution beigefügten Brief von US-Außenminister Colin Powell zufolge kann eine US-geführte multinationale Truppe auch nach dem 30. Juni aus zwingenden Sicherheitsgründen Iraker festnehmen. (APA/Reuters)