Brüssel - 25 Fragen sollen bei der Entscheidung für eine Partei bei der Europawahl helfen. Etwa die: "Soll die Türkei EU-Mitglied werden, wenn sie die wirtschaftlichen und demokratiepolitischen Anforderungen erfüllt?" Und die: "Sollen alle 25 EU-Mitglieder die in den Niederlanden geschlossenen Schwulenehen anerkennen?" Oder die: "Soll sich die europäische Verfassung auf Gott berufen?"

Wer sich nicht dagegen oder dafür entscheiden will, kann sich auch mit neutral oder weiß nicht um eine Antwort drücken. Und bekommt dennoch nach der 25. Frage auf der neuen Website www.vote match.net eine Empfehlung, welche der Parteien denn am ehesten die eigenen Ansichten vertritt.

Diese Website ist der erste EU-weite Wahlomat, länderspezifische Wahlwebsites gibt es schon länger. Für den EU-weiten Wahlomaten haben sich Studenten des belgischen Europakollegs monatelang durch Parteiprogramme und Manifeste gewühlt, die Parteien nach Standpunkten sortiert und schließlich 25 Fragen herausgearbeitet.

Lust machen

Die Motivation war für die Studierenden ganz einfach, erzählen sie: Die Wahlbeteiligung für die Europawahl soll in neue Tiefen sinken, bei den "Big Brother"-Shows im TV stimmen schon fast mehr Leute ab als bei den Wahlen zum Europäischen Parlament. Mit dem Wahlomaten soll zumindest ein bisschen Lust aufs Wählen gemacht werden.

Als einen Grund für das Desinteresse sehen die Studenten schlicht mangelnde Information: Viele Bürger wüssten gar nicht, was in Brüssel und was in der eigenen Hauptstadt entschieden werde, die europäischen Parteien und ihre Standpunkte seien großteils unbekannt. Daher dominierten in den Wahlkämpfen auch nationale Themen.

Mit votematch soll Wahlhilfe geleistet werden. Wer sich durch die 25 Fragen durchgekämpft hat, kann noch Themengebiete nach Wichtigkeit reihen: Arbeitsmarktpolitik etwa oder Umwelt oder Sicherheit. Danach erfährt man, welche Partei die höchste Übereinstimmung mit den Antworten hat - sowohl national als auch international - und bekommt auch zu lesen, in welchen Gebieten man inwiefern mit dieser Partei nicht übereinstimmt. Wessen Interesse geweckt ist, der kann sich noch auf die Homepages der jeweiligen Partei weiterleiten lassen. (eli/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.6.2004)