Graz - Sie kühlen bei hoher Temperatur und wärmen, wenn es kalt wird: intelligente Textilien oder so genannte Smart Fibres. In Graz diskutieren in der kommenden Woche erstmals Fachleute aus aller Welt über die neuesten Entwicklungen im Bereich der "schlauen Fasern", sie sowohl im Bekleidungsbereich aber auch im technischen Bereich eingesetzt werden können. Die internationale Fachtagung für Biotechnologie in der Textilindustrie, "INTB04", findet vom 13. bis 16. Juni in Graz statt. Die Veranstalter erwarten über 150 Teilnehmer aus 31 Staaten weltweit.

Intelligente T-Shirts vertreiben im Sommer lästige Insekten oder verhindern unerwünschte Gerüche. Die Smart Fibres passen sich unterschiedlichen Umweltbedingungen an und reagieren auf äußere Einflüsse. Die Herstellung solcher Textilien erfordert aber auch durchdachte Prozesse wie den Einsatz von Enzymen: Mit Hilfe dieser Biokatalysatoren können Wissenschafter die Fasereigenschaften von Textilien gezielt verändern.

Suche nach Mikroorganismen

Eine Enzymvorbehandlung verhindert etwa das Einspringen von Wolle beim Waschen, Baumwolle wird unbrennbar. Die neuen Methoden seien umweltschonend: Große Mengen an Chemikalien wie Bindemittel oder Farbstoffe können eingespart werden, meint der Grazer Biotechnologe Georg Gübitz, Vorstand des Institutes für Umweltbiotechnologie an der Technischen Universität Graz und Organisator der Veranstaltung. Er ist selbst mit der Suche nach Mikroorganismen beschäftigt, deren Enzyme die Oberflächenstruktur von Kunstfasern derart verändern, dass sie letztlich ohne den Einsatz sehr giftiger Substanzen zu hochwertigen Endprodukten weiterverarbeitet werden können.

EU-Projekt "Biosyntex"

Gübitz leitet das mit zwei Mio. Euro dotierte EU-Projekt "Biosyntex", das in Kooperation mit europäischen Textilfaserproduzenten und mehreren Forschungsinstituten die Verbesserung synthetischer Textilfasern durch Verfahren zum Ziel hat, in denen man sich die Natur zum Vorbild nimmt. "Für Betriebe, die die Fasern zu Endprodukten verarbeiten, ist eine gezielte Einfügung spezieller enzymatischer Gruppen an der Polymeroberfläche von Interesse, damit beispielsweise auch Anstriche besser haften, beziehungsweise auf Kleber oder andere Haftvermittler verzichtet werden kann", so Gübitz.

Neue Enzymsysteme, die eigens für textile Prozesse geschaffen wurden, sind ein Hauptthema der Internationalen Konferenz für Textile Biotechnologie (INTB04), die das Institut für Umweltbiotechnologie der TU Graz und das Kompetenzzentrum für "Angewandte Biokatalyse" nach Graz gebracht haben. (APA)