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"Zombie-PCs" verschicken Spam.

Bild: Reuters/Montage: Webstandard

Kurz vor der Wahl zum Europäischen Parlament haben tausende Spam-Mails aus der rechten Ecke die Posteingänge zum überquellen gebracht. Die so genannten Spam-Mails enthielten Verweise zu rechtsradikalen Webseiten sowie ausländerfeindliche und rassistische Kommentare. (Der Webstandard berichtete).

Weltanschauung

Genau diese Tatsache erscheint auch neu. Üblicherweise geht es in den ungeliebten Spam-Mails, die mittlerweile schon zwischen 60 und 80 Prozent des gesamten Mailaufkommens ausmachen, um den Verkauf unterschiedlichster, zumeist wenig seriöser Produkte. Diesmal geht es allerdings um den Verkauf einer Weltanschauung „Bankrott des Gesundheitswesens durch Auslaender!, "Die Deform der sozialen Ordnung", "Ich wurde von 7 Tuerken gleichzeitig vergewaltigt" und ähnlich sind die Titel der Mails.

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Uni Rostock?

Nach wie vor sind die Urheber der Massenmails nicht bekannt. Als angebliche Absender der Nachrichten wurden Privatpersonen, aber auch große Firmen und Medienunternehmen, wie etwa der Heise-Verlag oder der Spiegel genannt. Auch österreichische Firmen sind als Absender zu finden. Laut Spiegel Online kommen mehr als 80 Prozent der in dieser Redaktion eingelaufenen rechten Spams von einem Server an der Uni Rostock. Die identifizierte IP-Nummer des Versenders gehört zum Mail-Account eines dort eingeschriebenen Studenten. Der Rechner wurde mittlerweile abgeschaltet. Allerdings zitiert der Spiegel Online den Sprecher des Schweriner Landeskriminalamtes, Olaf Paetow: "Es gibt bisher keine Hinweise, dass Mitarbeiter oder Studenten der Rostocker Uni in diesen Fall verwickelt sind." Demnach wurde der Spam-Angriff außerhalb der Universität Rostock mit Viren-Programmen vorbereitet und gestartet.

Zombie-PCs

In Wirklichkeit dürfte es sich um den professionellen Einsatz eines so genannten "Bot-Nets" handeln. Bereits in den vergangenen Monaten wurde bekannt, dass zunehmend Virenschreiber mit Spammern kooperieren und immer mehr Spammer Virenmethoden anwenden. So können Adressverteiler und Verteilernetze erstellt werden. Mit Hilfe von Viren, Würmern oder Trojanern können Spammer so auf befallenen PCs eigene Mailserver aufbauen. Anschließend ist es dann einfach mit Hilfe dieser Zombie-PCs auf Knopfdruck Spam-Welle ins Rollen zu bringen (Der Webstandard berichtete).

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Sober G.

Der schuldige Schädling scheint im aktuellen Fall der Wurms Sober G. zu sein. Dabei dürfte es sich um eine neu aktivierte "Schadensroutine“ handeln. Statt sich wie bisher selbst an Mail-Adressen zu versenden, werden nun rechtsextreme Propagandatexte verschickt.

Propaganda-Spam

Diese Vermutung bestätigt auch die Statistik des österreichischen Anti-Viren-Softwareherstellers Ikarus. Während in der vergangenen Woche der Wurm Sober.G noch auf Platz zwei der Top Five der Viren rangierte, ist er in den vergangenen 24 Stunden nicht mehr in der Wertung zu finden. Der Grund dafür ist, dass der Schädling aufgehört hat, wie ein Wurm zu agieren. Statt sich selbst zu versenden verschickt er nun Propaganda-Spam ausgeschickt.

Professionalität

Auch weitere Einzelheiten lassen auf die Professionalität der Spammer schließen. So schreibt Telepolis, dass die Mail mit dem Betrefftext "Auslaendergewalt." etwa den Schlüssel "Key:5665" besitze, die Mail mit dem Link zum Artikel der "Jungen Freiheit " hat den Schlüssel "Key 4198". Diese Schlüsselnummern lassen darauf schließen, dass die Verbreitung dieser Mails zentral erfolgt, gut durchorganisiert ist und außerdem automatisiert wurde. Auch der Zeitpunkt für die massenhafte Verbreitung dieser Mails – vor der Europawahl – dürfte nicht zufällig gewählt worden sein.

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(red)