Wien/Temelín/Brüssel - Es sei keine Radioaktivität ausgetreten, von den Arbeitern im Atomkraftwerk Temelín sei niemand zu Schaden gekommen - so bilanzieren die EU-Inspektoren ihren Besuch in Temelín. Anlass der Inspektion war ein Störfall, der sich in dem Reaktor vor wenigen Tagen ereignet hatte. Eine Leitung im Primärkreislauf im Reaktorblock war leck geworden. 3000 Liter radioaktiv kontaminiertes Wasser sind in ein dafür vorgesehenes Auffangbecken geflossen. Bisherige Angaben dazu, die vom Kraftwerksbetreiber CEZ 24 Stunden nach dem Zwischenfall öffentlich gemacht wurden, werden damit von den EU-Experten bestätigt. Der Unfall sei zu klein gewesen, um das EU-weite Alarmsystem zur Warnung der Mitgliedstaaten zu aktivieren, heißt es seitens EU-Kommissarin Loyola de Palacio.
Unbeobachtete Entwicklungen
Seit einigen Jahren fordert Österreich, dass der rund eine Autostunde nördlich von Linz gelegene Meiler still gelegt wird. Im Melker Prozess wurde mit Tschechien vereinbart, wie Österreich nach Störfällen informiert wird. Dazu entstand in den letzten Tagen eine innenpolitische Debatte, weil das Thema von den EU-wahlkämpfenden Parteien genutzt wurde, um für sich Stimmung zu machen. Weit gehend unbeobachtet blieb dabei, wie sich die Atomszene insgesamt in Europa entwickelt. In Finnland wurde soeben mit dem Bau des fünften Atomkraftwerks begonnen.
Der erste Neubau nach der Tschernobyl-Katastrophe
"Olkiluoto 3" ist der erste Neubau innerhalb der EU nach der Tschernobyl-Katastrophe. Die Betreibergesellschaft TVO hat kürzlich den Errichtungsauftrag an einen französisch- deutschen Kraftwerksbauer vergeben.