Mutiger als die Konkurrenz
Schon lange hat Kronospan den Markt für sich erkannt und von außen beliefert - bis man mutiger war als die westliche Konkurrenz und vor eineinhalb Jahren eine eigene Produktion in Russland aufbaute: "Wir sind derzeit die Einzigen im Land, die Laminatböden herstellen. Neben der Qualität überrunden wir die Konkurrenz nun auch preislich", erzählt Produktionschef Hubert Weiß: "Mit den russischen Mitarbeitern produzieren wir auf absolut westlichem Niveau."
Gute Daten
Wirtschaftsaktivitäten in einem Land, das sich mit der Affäre um den Ölkonzern Yukos nicht im besten Licht präsentiert? "Die Causa hat einen gewissen Effekt für die, die Wirtschaft mit der ,amerikanischen Brille' über Charts betrachten", rückt der Leiter der österreichischen Außenhandelsstelle in Moskau, Johann Kausl, ein Bild zurecht: "Für die breite Basis der Unternehmer sind die guten Wirtschaftszahlen wichtiger."
Und deren gibt es genug: seit vier Jahren konsequent hohes Wirtschaftswachstum - auch heuer um sieben Prozent, entsprechend steigende Konsumausgaben und Reallöhne, Inflationsrate immerhin unter zwölf Prozent, hohe Währungsreserven durch Petrodollars. Und trotz aller Tücken und Mängel laut Kausl doch ständige Fortschritte in der Rechtssicherheit.
Export-Anstieg
Im europäischen Vergleich hat sich Österreich hervorragend auf dem russischen Markt positioniert. Abgesehen von Investitionen, unter denen sich in letzter Zeit etwa die Neusiedler-Gruppe, die Bundesforste oder Mayr-Melnhof statistisch stark ausnehmen, besticht der Anstieg des Exports. Zwar bleibt die Handelsbilanz infolge der hohen Energieimporte aus Russland negativ, aber Österreich konnte den Export auch im Vorjahr um zehn Prozent ausweiten und die Schallgrenze von einer Milliarde Euro durchstoßen.
Chance in Regionen
Rund tausend österreichische Firmen sind mittlerweile im Geschäft mit Russland, vielfach konzentriert auf Moskau und St. Petersburg. "Russland hat über zehn Millionenstädte. Da ist durchaus noch viel Steigerung drin", sieht Kausl den Fokus der nächsten Jahre denn auch auf der Bearbeitung der Regionen.
Mafia sei für 95 Prozent der österreichischen Exporteure kein Thema, für wirklich relevant hält Kausl dagegen die Osterfahrung: "Russland ist kein Markt für Anfänger." Die Spezifika der Markteroberung sind vielfältig: Der mentalitätsmäßige Bonus hilft Österreichern immerhin, wenn es um das Fingerspitzengefühl beim Zugang zu Geschäften und Verträgen geht; bei bürokratischen Hürden aber, Schikanen bei Zertifizierungen oder Prüfungen der Zuverlässigkeit von Partnern ist "Ost-Know-how" unabdingbar.
Gute Vorbereitung gefragt