Wien - Für Billigflieger gibt es in Mittel- und Osteuropa noch viel unerobertes Territorium. Während im Osten neue Low-Cost-Airlines den Himmel erobern, buhlt auch die Konkurrenz aus dem Westen um Anteile in den neuen Märkten.

Open Skies Agreement

Ausschlaggebend für den neuen Billigflug-Boom war die Osterweiterung der EU. Seit 1. Mai gilt das Open Skies Agreement, ein Abkommen, das nationale Flugbestimmungen aufhebt und allen Airlines freie Lande- und Abflugbewilligung innerhalb der EU gewährt.

Die Nachfrage nach Beweglichkeit in der Region mit 75 Millionen Einwohnern ergibt sich aus dem starken Wirtschaftswachstum in den neuen EU-Ländern und der Tatsache, dass die veraltete Infrastruktur auf Straße und Schiene das steigende Verkehrsaufkommen nicht mehr bewältigen kann, erklärt Fariba Alamdari, Flugindustrieexpertin an der britischen Cranfield University.

SkyEurope, der in Bratislava ansässige lokale Marktführer, transportierte im ersten Geschäftsjahr 2002 60.000 Passagiere, 2004 sollen es schon eine Million sein, so Unternehmenschef Christian Mandl. SkyEurope fliegt mit 13 Flugzeugen 18 Destinationen in ganz Europa an.

Konkurrenz

Die wichtigste Konkurrenz ist die im Mai gestartete Wizz Air, die von Budapest und dem polnischen Katowice im Laufe des Sommers mit vier Flugzeugen Städte wie London, Paris und Rom ansteuern wird. 2005 will Wizz mit 19 Flugzeugen bereits zwei Millionen Passagiere haben. Zu anderen lokalen Billigfliegern zählen die tschechische Smartwings, die polnische Air Polonia oder die bulgarische Bexx Air.

Die Konkurrenz aus dem Westen besteht aus der britischen EasyJet, der deutschen Germanwings und der skandinavischen Snowflakes, die neuerdings auch in den Osten fliegen.

Wettbewerb auch bei Bus und Bahn

"Vielen Menschen in Osteuropa bieten die Billigflieger zum ersten Mal die Möglichkeit zu reisen, aber da sie wenig verdienen, sind die Preise ausschlaggebend", so Alamdari. "Der Wettbewerb findet deshalb auch mit dem Bus und der Bahn statt."

Dass der Preiskampf seinen Preis fordert, beweisen die enttäuschenden Bilanzen von der irischen Ryanair und EasyJet in den letzten Monaten. Wie schon in Westeuropa, wird es im Osten auch zu einer Konsolidierung kommen, erklärt Mandl. Ausschlaggebend für den Erfolg sei vor allem die langfristige Finanzierung, gut frequentierte Destinationen sowie ein starkes Marketing, erläutert Alamdari.

Kostenstrukturen verbessern

In der Schlacht um Marktanteile sieht Mandl seinen Vorteil gegenüber den westlichen Billigfliegern im niedrigeren Kostenaufwand im Osten.

Um ihre Marktposition zu halten, werden die nationalen Fluglinien wie Malev und LOT schnell ihre Kostenstruktur verbessern müssen, um im harten Preiskampf nicht ihre Kunden zu verlieren, warnt die Expertin Alamdari. (Nadja Hahn, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.06.2004)