Wien/Madrid - Der frühere US-Außenminister James Baker (74) ist als UNO-Vermittler im Konflikt um die von Marokko besetzte Westsahara zurückgetreten. Das berichtete die spanische Zeitung "El Pais" am Samstag unter Berufung auf die in London erscheinende arabische Zeitung "As-Sharq al-Awsat". Den Angaben zufolge erklärte Baker bereits in der Vorwoche in einem an UNO-Generalsekretär Kofi Annan gerichteten Schreiben, dass er nicht mehr für die Funktion des Sonderbotschafters der Vereinten Nationen zur Verfügung stehe.

Seitens der UNO wurden keine Angaben zu den Gründen des Rücktritts Bakers gemacht. Aus diplomatischen Kreisen verlautete jedoch, US-Präsident George W. Bush habe seinen republikanischen Parteifreund gebeten, ihn bei seinem Wahlkampf zu unterstützen. Unter dem Präsidenten George Bush senior hatte Baker das Amt des Außenministers bekleidet und war nach dem Golfkrieg von 1991 einer der Hauptinitiatoren der Nahost-Konferenz in Madrid.

Anfang 2003 formulierte Baker einen Friedensplan für die von Marokko besetzte ehemalige spanische Kolonie Westsahara (Sahara Occidental). Dieser sieht vor, die Bevölkerung bis 2008 in einem Referendum darüber entscheiden zu lassen, ob sie die Unabhängigkeit will oder zu Marokko gehören möchte. Während die in Algerien etablierte Exilregierung der Demokratischen Arabischen Republik Sahara (DARS) dem Baker-Plan zugestimmt hat, wird er von Marokko abgelehnt. Eine von Marokko geforderte Autonomielösung wird der früheren Kolonialmacht Spanien, sowie von den ständigen UNO-Sicherheitsratsmitgliedern China und Russland abgelehnt.

In der phosphatreichen Wüstenregion verfolgt die UNO eine ihrer ältesten Friedensmissionen. Marokko, das den größten Teil der Westsahara nach dem Abzug der Spanier 1975 erobert und annektiert hatte, betrachtet die Region als Teil seines Staatsgebiets. Die von Algerien unterstützte Befreiungsfront Polisario hatte den Marokkanern einen verlustreichen Guerillakrieg geliefert, bevor 1991 ein Waffenstillstand vereinbart wurde. Eine Lösung des Konflikts ist trotz der Vermittlungsbemühungen der UNO weiter nicht in Sicht. (APA)