Ringelspiel

Ziemlich genau jedes halbe Jahr ist es soweit: Die grossen Linux-Distributoren stellen neue Versionen ihrer Produkte vor. Red Hat bietet da keine Ausnahme, auch wenn man bei der US-Firma mittlerweile vom klassichen Box-Verkauf abgegangen ist. Statt dessen gibt es nun Fedora, das von Red Hat finanzierte Community-Projekt, das die Basis der Kaufprodukte des Linux-Distributors bildet.

Die aktuelle Version nennt sich...

Screenshot: Redaktion

Fedora Core 2

und lässt sich kostenlos aus dem Internet herunterladen, Support oder Handbücher gibt es entrechend keinen. Was es dafür aber gibt ist eine umfangreiche Sammlung an aktueller Linux-Software auf 4 CDs oder 1 DVD.

Die Basis ist dabei auf dem neuesten Stand, so kommt ein angepasster Kernel 2.6.5 zum Einsatz, als grafische Oberfläche steht GNOME 2.6 oder KDE 3.2.2 zur Auswahl. Neues gibts beim Grafikserver, hier wurde das alte XFree86 in Rente geschickt und durch X.org ersetzt.

Der...

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Installer

mit dem schönen Namen "Anaconda" präsentiert sich weitgehend unverändert.

Am Anfang steht die Auswahl zwischen verschiedenen typischen Installationsarten, wir entscheiden uns hier mal für die Standard-Einstellung.

Anschließend kommen wir zu einem etwas heiklen Punkt, der Einrichtung der...

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Partitionen

Heikel vor allem deswegen, da in Fedora Core 2 ein Bug zu finden ist, der unter Umständen das Booten parallel installierter anderer Betriebssystem verunmöglicht (der WebStandard berichtete). Dieses lässt sich zwar leicht beheben, trotzdem bleibt ein bitterer Nachgeschmack, so gravierende Probleme sollten in einer Release-Version eigentlich nicht mehr auftauchen.

Ansonsten gestaltet sich die...

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Installation

erfreulich einfach, die Partitionierung selbst könnte zwar noch immer freundlicher gestaltet werden, aber so ein heikles Thema ist wohl nie ganz zufriedenstellend zu lösen.

Der Rest ist eigentlich eine Folge von bestätigendem Klicken auf den "Weiter"-Knopf, nur an manchen Stellen - wie im Bild bei einer Netzwerkkonfiguration ohne DHCP - ist UserInnen-Interaktion gefordert.

Wer auf...

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Sicherheit

Wert legt, kann auch gleich noch eine kleine Firewall aktivieren, um unerwünschten Netzwerktransfer von vorne herein zu verhindern. Viel einzustellen gibt es dabei zwar nicht, für Basiszwecke erfüllt das Tool aber seine Zwecke ganz gut.

Ein paar...

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Klicks

weiter kann es dann schon los gehen mit dem Aufspielen der einzelnen Softwarepakete, die Zeit, die dies benötigt, hängt natürlich stark von der getroffenen Auswahl ab. Neben den bereits zuvor genannten vier Grundstufen der Softwareausstattung können die gewünschten Pakete während der Installation natürlich auch einzeln aktiviert werden.

Anschließend ist eigentlich schon alles fertig für den ersten...

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Reboot

ins neue System, zuvor allerdings noch eine Anmerkung: Bei der Konkurrenz von SUSE und Mandrake ist es mittlerweile möglich noch vor dem ersten Systemstart kritische Updates einzuspielen, eine solche Funktion fehlt bei Fedora, würde der Distribution aber wohl gut anstehen, um unnötige Probleme abfedern zu können...

Aber nun wirklich zum...

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Neustart

und hier springt gleich etwas deutlich ins Auge: Bei der optischen Aufarbeitung des Boot-Prozesses haben die Fedora-EntwicklerInnen ganze Arbeit geleistet, neben dem im Bild dargestellten "ausführlichen" Modus gibt es auch eine "stille" Anzeigeart, zwischen beiden lässt sich beliebig hin- und herwechseln, zweifellos die beste Lösung in diesem Bereich bisher.

Vor dem ersten...

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Start

des neuen Systems müssen noch einige grundlegende Konfigurationen vorgenommen werden. So lässt sich an dieser Stelle zum Beispiel noch die...

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Bildschirmauflösung

an die eigenen Bedürfnisse anpassen, die Soundkarte einrichten - was im Test aber auch automatisch funktionierte - die Uhrzeit anpassen und neue BenutzerInnenaccounts anlegen.

Alles Tätigkeiten, die in...

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Kürze

erledigt sind, was zur Folge hat, dass uns schon bald der Fedora-Login-Screen entgegenlächelt.

Also nicht weiter länger aufgehalten und rein ins neue...

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System

Rein optisch ähnelt der Desktop stark seinen Vorgängern, auffällig ist allerdings das Computer-Icon auf dem Desktop, das uns auf eine der zentralen Veränderungen in der neuen Version des Default-Desktops GNOME hinweist: Der File Manager...

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Nautilus

verwendet standardmäßig nun den sogenannten "Spatial"-Modus dessen Kennzeichen es unter anderem ist, dass für jedes Verzeichnis ein neues Fenster geöffnet wird. Nach einer kurzen Einarbeitungszeit lässt sich damit auch wirklich flott arbeiten, alles eine Frage der Organisierung. Ein Tipp noch: Shortcuts am Desktop helfen hierbei kräftig.

Wer am neuen Modus - auch wenn dieser deutlich performanter ist - so gar keinen...

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Gefallen

zu finden ver mag, der kann ihn auch deaktivieren, dann präsentiert sich der Nautilus wie in den Vorgängerversionen als File-"Browser".

Egal in welchem Modus, erfreulich ist jedenfalls, dass der Nautilus weiter spürbar an Geschwindigkeit zugelegt hat, ein positiver Trend, der nun schon einige Versionen anhält. Überhaupt sind die Fedora-EntwicklerInnen in diese Hinsicht zu loben, das System fühlt sich insgesamt ziemlich flott an.

Apropos...

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erfreulich

Vorbildlich gelöst ist die Update-Funktion bei Fedora Core: Ein kleines Panel-Applet - im Bild rechts unten - zeigt an, ob wichtige Aktualisierungen verfügbar sind, ist dies der Fall, nervt es mit einem pulsierenden Rufzeichen so lange, bis der/die UserIn darauf klickt und somit den Update-Prozess ins...

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Laufen

bringt. Die zu installierenden Pakete können dabei einzeln ausgewählt werden, zu jedem gibt es auch eine kurze Beschreibung, die den Grund für das Update näher ausführt, sei es nun ein Sicherheitsproblem oder "nur" eine Bug-Bereinigung.

Anschließend werden die ensprechenden...

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Pakete

automatisch heruntergeladen und installiert.

Doch so ein Software-Leben besteht natürlich nicht nur aus Updates allein, also gibts bei Fedora auch die Möglichkeit eventuell bei der Installation...

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vergessene

Programm nachzuinstallieren, das dafür bereitstehende Tool ist zwar auch bereit altbekannt, aber schließlich funktioniert es problemlos, warum also zuviel ändern?

Die...

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Konfiguration

des Desktops kann über verschiedene Einstell-Dialoge vorgenommen werden, im vorliegenden Fall handelt es sich dabei um eine Mischung aus Standard-Gnome-Tools und eigenen Fedora-Entwicklungen.

So gibt es zusätzlich einen...

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Dialog

um die X.org-Einstellung vorzunehmen. Dieser ist zeifelsohne vorbildlich gelöst, verwirrend ist aber, dass auch das Standard-GNOME-Tool zur Veränderung der Bildschirmauflösung mitinstalliert wird. Beide erfüllen zwar leicht unterschiedliche Aufgaben, im Sinne der gerade bei Red Hat ja immer wieder beschworenen Usability wäre ein Integration der beiden Komponenten aber wohl wünschenswert.

Auch für die...

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Systemeinstellungen

bietet Fedora Core 2 eine Reihe von eigenen Tools, im Bild zum Beispiel das Programm zum Anlegen neuer Netzwerk-Devices. Funktioniert zwar alles tadellos, gibt es aber schon alles seit den letzten paar Versionen, also flugs weiter zur...

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Softwareausstattung

der Standard-Installation. Hier sticht zunächst ins Auge, dass Fedora weiterhin auf einen reinen Mozilla setzt, anstatt auf den Default-GNOME-Browser Epiphany. Was auch immer die Gründe dafür sein mögen, dies hat zumindest eine negative Auswirkung: Der Mozilla ist wesentlich schlechter in das Look & Feel des restlichen GNOMEs integriert.

Sehr viel besser eingepasst ist dafür mittlerweile...

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OpenOffice.org

wie schon bei SUSE ist auch hier der Style an den Desktop angepasst, eigene Icons und besser mit dem GNOME integrierte Funktionalität ergeben hier ein deutliches Plus für die freie Office Suite.

Lang herbeigesehnt und endlich mit dabei ist auch die...

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Grafiksoftware

GIMP in der Version 2.0, die mit zahlreichen neuen Features und einem besseren Einfügen in den restlichen Desktop glänzt.

Bei der restlichen Softwareausstattung von Fedora Core 2 gibt es - wie bereits gewohnt - ein dickes Minus zu verzeichnen: Aufgrund der unklaren Lizenzlage liefert Red Hat mit seinen...

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Produkten

keine MP3-Unterstützung (vom Support für verschlüsselte DVDs wollen wir an dieser Stelle gar nicht einmal mehr träumen) mit aus, ein Umstand, der einige der enthaltenen Tools - wie die Musikorganisierungssoftware Rhythmbox - beinahe ad absurdum führen. Die Unterstützung kann zwar nachinstalliert werden, und der Fehler liegt nicht bei den Fedora-EntwicklerInnen sondern an der momentan geläufigen Patentsituation, unerfreulich ist das Ganze aber allemal.

Am Rande noch ein Kuriosum beziehungsweise eine Frage an die EntwicklerInnen: Was macht eigentlich der Editor Emacs in einer Desktop-Standard-Installation? Nicht, dass er sonderlich stören würden, aber...

Zum...

Screenshot: Redaktion

Abschluss

das gewohnte Fazit: Die EntwicklerInnen des Projekts liefern mit Fedora Core 2 ein auf weiten Strecken wirklich überzeugendes Produkt ab. Vor allem die Performance des Systems und die besser werdende Integration der einzelnen Desktop-Komponenten macht Freude, auch der neue Nautilus erweist sich - zumindest in den Augen des Testers - nach einer kurzen Einarbeitungszeit als Gewinn. Allerdings bleibt dieses Gesamtbild kein gänzlich ungetrübtes, die weiterhin mangelhaften Multimedia-Fähigkeiten und der eine oder andere nervige - oder gar gefährliche - Bug trüben den Eindruck etwas.

Trotzdem bleibt Fedora Core 2 ein durchaus empfehlenswertes Produkt, wer auf Support und Handbücher verzichten kann, aber jede Menge aktuelle Linux-Software einsetzen will, sollte einmal einen Blick auf die Distribution werfen, vielleicht ergibt sich daraus ja eine neue Liaison. (apo)

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