Wien - Von den vier Parlamentsparteien konnten bei der EU-Wahl am Sonntag nur die Grünen einen Zuwachs im Vergleich zur Nationalratswahl 2002 verbuchen. Die ÖVP - bei der das EU-Ergebnis früher immer höher war als bei den nationalen Wahlen - fiel sogar um fast zehn Prozentpunkte zurück. Die FPÖ schnitt nochmals deutlich schlechter ab als 2002. Die SPÖ verteidigte ihren ersten Platz und lag wie immer bei EU-Wahlen etwas unter dem NR-Ergebnis 2002.

Ob man dies als Stimmungsbarometer für die Innenpolitik nehmen kann, ist fraglich. Die Wähler haben schon bei den früheren EU-Wahlen einen klaren Unterschied zu den Nationalratswahlen kurz davor oder danach gemacht. So überholte die ÖVP, damals im Nationalrat noch deutlich Zweite, bei der Wahl zum Europaparlament 1996 die SPÖ. Bei der EU-Wahl 1999 nahm die SPÖ der ÖVP den ersten Rang ab. Diesen ersten Platz behielt sie heute - obwohl 2002 bei der NR-Wahl die ÖVP stimmenstärkste Partei geworden war.

Das, was der Volkspartei damals den Sieg brachte, ist diesmal nicht ihr, sondern dem erstmals mit eigener Liste antretenden Hans-Peter Martin gelungen - nämlich die enttäuschten FPÖ-Wähler für sich zu gewinnen.

Er war damit insgesamt sogar erfolgreicher als die Grünen - die sich zwar über das beste Bundeswahl-Ergebnis der Geschichte und das Überholen der FPÖ freuen können, aber hinter Martin auf Platz 4 landeten. Bei der Nationalratswahl 2002 mussten sich die Grünen - trotz klarer Gewinne und einzelner dritter Plätze in Bundesländern - noch mit dem vierten Platz zufrieden geben.

Bei der FPÖ verstärkte die EU-Wahl den seit 2000 anhaltenden Abwärtstrend: Die Freiheitlichen überholten bei der EU-Wahl ihren bei der NR-Wahl selbst aufgestellten Rekord im Wählerschwund und stürzten nun sogar auf das niedrigste Bundeswahl-Ergebnis seit 1983 - also vor der Ära Haider - ab. 1999 hatte die EU-Wahl der FPÖ einen Verlust beschert, während es ihr bei der Nationalratswahl im Herbst darauf gelang, die ÖVP knapp zu überholen und erstmals bei Bundeswahlen auf Platz 3 zu liegen. (APA)