Wien - Die Raiffeisen Zentralbank (RZB) hat einen Partner für ihre Ostbankenholding "Raiffeisen International" (RI) gefunden. Paktiert ist der Einstieg der Weltbanktochter IFC.

Am Montag wurden in Wien die Verträge unterzeichnet. Demnach investiert die International Finance Corporation (IFC), der für Unternehmensfinanzierungen zuständige Teil der Weltbank-Gruppe, 200 Mio. Euro in die Raiffeisen International. Die Hälfte davon ist für die Übernahme von Aktien reserviert.

Zum einen sehen die Verträge vor, dass die IFC den Tochterbanken der Raiffeisen International in Weißrussland, Russland, Rumänien und der Ukraine Kreditlinien für 100 Mio. Euro aufmacht.

Gegenseitige Option

"Weitere 100 Millionen Euro stehen im Rahmen einer gegenseitigen Option als Eigenmittelbeteiligung an der Raiffeisen International bereit, sollte das für die weitere Expansion des Konzerns notwendig sein", teilte die RZB mit.

"Diese Verträge bringen uns in unserer Strategie, die Raiffeisen International auch anderen Investoren zu öffnen, einen bedeutenden Schritt voran", erklärte RZB-Chef Walter Rothensteiner zu Mittag.

Frisches Kapital

Die IFC dürfte noch heuer frisches Kapital einbringen, parallel zur Partnersuche wurde seitens der RZB seit Monaten aber auch die Möglichkeit des Börsegangs für die RZB-Ostholding sondiert. Als Zeitpunkt dafür wurde bisher das Jahr 2005 genannt. Der Börseplan sei deshalb nicht aufgehoben, die Vorbereitungen gehen weiter, sagte RZB-Sprecher Michael Palzer am Montag zur APA.

Die Option der IFC auf Einstieg in die Raiffeisen International läuft bis Jahresende 2004. Möglich sei damit, dass die IFC zum Jahreswechsel in der Ostbankenholding Aktionär wird, denkbar ist dies aber auch schon im Sommer oder Herbst.

Fest stehe, dass die Weltbanktochter mit einer Kapitalerhöhung um bis zu 100 Mio. Euro in der RZB-Ostholding einsteigen würde. Es sollen keine Altaktien verkauft werden.

"Aktionär auf Zeit"

Beteiligungen von internationalen Finanzinstitutionen, wie eben jene der IFC, gelten als "Aktionäre auf Zeit". Auch der RZB-Sprecher bestätigte, dass die IFC sicher nicht für alle Zukunft in der Raiffeisen International als Aktionär verbleiben werde, sollte die Option auf den Einstieg gezogen werden.

Am Montag wurde jedenfalls in Wien die neue Kooperation gefeiert: IFC Executive Vice President Peter Woicke zeigte sich bei der Vertragsunterzeichnung "stolz, als Partner der RZB eines der erfolgreichsten Bankennetze der Region zu unterstützen." Die RZB hätte bereits in vielen Reformmärkten wertvolle Arbeit beim Aufbau funktionierender Bankensysteme geleistet, "als andere ausländische Banken das Investment noch gescheut haben." Damit seien die Strategien von IFC und RZB deckungsgleich. Edward Nassim, IFC-Osteuropa-Chef, sprach von einem "wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Bankenlandschaft der Region." Dies gelte insbesondere für Osteuropa, wo sich die RZB "stärker als alle anderen internationalen Banken engagiert."

"Dynamische Weiterentwicklung"

"Wir schätzen die Unterstützung unseres langjährigen Partners IFC sehr", kommentierte RZB-Chef Walter Rothensteiner den Deal. Er ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der Ostbankenholding.

Herbert Stepic, stellvertretender Generaldirektor der RZB und Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen International, sieht "nach wie vor exzellente Wachstums- und Ertragsaussichten in der Region". Mit ihrer jetzigen neuen Unterstützung leiste die IFC einen wertvollen Beitrag zur "dynamischen Weiterentwicklung unseres Netzwerkes."

Die RZB ist die drittgrößte Bankengruppe Österreichs. In Zentral/Osteuropa (CEE) ist sie mit dem vorjährigen Erwerb der weißrussischen Priorbank und jüngst auch der Albanischen Sparkasse nach eigenen Angaben zur Nummer eins geworden.

Netzwerk

Die Raiffeisen International, derzeit noch eine 100prozentige Tochter der RZB, bündelt als Holding die wesentlichsten Beteiligungen der RZB in Zentral- und Osteuropa (CEE). Die RZB betreibt ein Netzwerk von 15 Tochterbanken mit mehr als 800 Geschäftsstellen sowie zwei Repräsentanzen in 16 Märkten in CEE.

Aus Osteuropa stammten 2003 rund 70 Prozent des Konzerngewinns der RZB. Mehr als 4 von 5 Mitarbeitern des RZB-Konzerns sind heute bereits in Zentral/Osteuropa beschäftigt. Mehr als 21.100 Mitarbeiter zählte die RZB zum Bilanzstichtag 2003, davon nur mehr rund 2.500 in Österreich selbst.

Dreifach-Strategie

Die Weltbanktochter IFC fährt in Wachstumsmärkten Europas eine Dreifachstrategie: Sie unterstützt die Entwicklung der KMU-Finanzierung durch Banken und Leasingfirmen, sie stärkt lokale Finanzinstitute, auch im Vorfeld von Privatisierungen, und sie fördert in weiter vorangeschrittenen Ländern den Aufbau starker Kapitalmärkte. Mit der Unterstützung des RZB-Netzwerks leiste sie "einen namhaften Beitrag in allen drei Bereichen," hieß es heute.

Im Detail finanziert IFC Investitionen des Privatsektors in Entwicklungsländern, mobilisiert Kapital auf internationalen Finanzmärkten und berät Regierungen und Firmen. Seit ihrer Gründung im Jahr 1956 hat die Gesellschaft 2.990 Unternehmen in 140 Entwicklungsländern über 37 Mrd. Dollar (30,8 Mrd. Euro) aus eigenen Mitteln zugesagt und Syndizierungen in Höhe von 22 Mrd. Dollar arrangiert. Das weltweite Portfolio an zugesagten Finanzierungen belief sich am Ende des Geschäftsjahres 2003 auf 16,8 Mrd. Dollar. (APA)