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Der Gürtel ist einer der meist befahrenen Straßen Österreichs

Foto: APA/Artinger
Wien - Es muss sich was ändern, damit sich was ändert. Und das passiert am besten im Kleinen und mithilfe betroffener Anrainer. Das scheint zumindest das Motto jener zu sein, die in der "Gürtelwerkstatt" für das Projekt "Zielgebiet Gürtel" für eine Verbesserung der Lebensqualität auf der wohl bekanntesten Wiener Stadtachse arbeiten.

"Egal wo man reinsticht, es ist wie ein Wespennest", sagt Gruppenleitern Astrid Holzinger. Es gebe so viele Probleme, die seien lösbar - nur kennen muss man sie. In Arbeitsgruppen wie "Verkehr", "Wirtschaft", "Müll und Lärm" "Zone vor den Häusern" werden sie gesammelt, analysiert und Vorschläge erarbeitet, um derlei Sachen in den Griff zu bekommen. Die MA 21A (Stadtteilplanung) koordiniert die Umsetzung mit den anderen Magistratsabteilungen. Budget: 100.000 Euro im Jahr.

Worum es nicht geht bei diesem Projekt: den Gürtel umzuplanen oder neue Häuser zu bauen. Wie geht dann aber "Verbessern im Kleinen"?

Mehr Sicherheitsgefühl

Die Fußgänger sagen, wo sie gerne eine Ampel hätten. Oder wo "Angsträume" entschärft werden sollten, indem dort Licht installiert und ein Busch entfernt wird. "Es geht auch darum, die Fußgänger als schwächste Glieder im Straßenverkehr zu stärken", erklärt Susanna Henkel von der Gruppe "Zone vor den Häusern". Viele wünschen sich, dass sie, wenn sie aus dem Hauseingang treten, nicht mitten im Verkehr auf dem Gürtel stehen, sondern dass da eine kleine Pufferzone ist. Etwa in Form von Metallstehern ("Poller"), die die Straße abgrenzen. Es wird nun auch der Radweg ab Maria vom Siege bis zum Gaudenzdorfer Knoten geschlossen.


Bei "Lärm" am Gürtel ist nicht nur an Verkehr zu denken, sondern auch an die vielen Lokale, die sich in den letzten Jahren in den Stadtbahnbögen angesiedelt haben. Was zur Belebung des Mittelstreifens geführt hat, sorgt gleichzeitig für Unmut: Während die einen am Abend in ihre Wohnungen zurückkehren, um sich von Strapazen zu erholen, fangen die anderen davor an zu feiern. Glasscherben zeugen am Morgen davon. Ein Problem, das auch Gürtel-Anrainer Rolf Stöcklmair dazu gebracht hat, sich in dem Projekt zu engagieren. Bei Nachtschwärmern, Lokalbesitzern und Anrainern Verständnis füreinander zu wecken ist daher Ziel der Gruppe "Lärm".

Regina Wiala-Zimm und Wolfgang Sengelin von der MA 21A beobachten, dass sich das Projekt schon zum Selbstläufer entwickelt. Es melden sich bereits Leute, die sagen "ja, bei uns ist das auch so" - und ob man dagegen etwas tun könne. Von der Mitarbeit der Anrainer hängt ohnehin der Erfolg des Unternehmens ab. Tina Gerstenmayer von der Gruppe "Verkehr" wirbt dafür, dass sich weitere Interessenten melden, um in einer der Arbeitsgruppen mitzumachen. Wiala-Zimm bedauert, dass man bisher nicht an Migranten und Jugendliche herangekommen sei. "Aber deren Bedürfnisse müssen mitbedacht werden", auch ohne dass jemand von ihnen anwesend sei. (Andrea Waldbrunner, Der Standard, Printausgabe, 15.06.2004)