Die Botschaft muss einfach und möglichst wirkungsvoll sein, also im Zweifelsfall negativ. Ihr Träger muss glaubwürdig sein, zumindest aber gut rüberkommen.

Hans-Peter Martin ist insofern glaubwürdig, als man ihm die negative Botschaft eher abnimmt als die positive. Und er hatte natürlich massive mediale Hilfe beim Rüberkommen.

HPMs Botschaft - "Aufräumen in Brüssel" - ist eine negative. Aber sie ist immerhin eine europäische: bei wohlwollender Interpretation in dem Sinn, dass die EU erst dann von den Bürgern wirklich angenommen wird, wenn sie nicht mehr als Selbstbedienungsladen ihrer Funktionäre erscheint. Mit ähnlichen Slogans punktete in den Niederlanden der ehemalige EU- Beamte Paul van Buitenen, der als Aufdecker von Misswirtschaft in der Europäischen Kommission bekannt geworden ist.

Ob populistisch oder nicht, solch simple Botschaften werden verstanden. In Polen ist es die Parole "Nizza oder der Tod", die der an sich EU-freundlichen "Bürgerplattform" zum unangefochtenen Platz eins bei den Europawahlen verholfen hat. Der Schöpfer der Parole, Fraktionschef Jan Rokita, meint damit das Beharren auf der für Polen günstigen Stimmengewichtung im EU-Rat laut Nizza-Vertrag. Rokita sieht darin eine positive europäische Botschaft, weil sie für die Behauptung der Kleineren gegenüber den Großen stehe. Kritiker sehen das etwas anders.

Unumstritten ist hingegen der Charakter der Botschaft, mit der der slowenische Politiker Lojze Peterle den Wahlkampf führte. Mit seinem Engagement im EU-Konvent hatte Peterle vorgeführt, was auch ein kleines Land in der Union bewirken kann. Mit dieser positiven europäischen Botschaft legte er nun einen fulminanten Wahlsieg hin. Es geht also auch so. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.6.2004)